Frauenanteil Freie Berufe Existenzgründungen

Existenzgründungen in Freien Berufen

Existenzgründungen können sowohl im gewerblichen Bereich als auch in den nichtgewerblichen Bereichen „Land- und Forstwirtschaft“ und „Freie Berufe und sonstige Selbstständige“ erfolgen. Eine freiberufliche Tätigkeit ist nach § 18 EstG eine „selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit“. Dazu gehören bestimmte Berufsgruppen (Katalogberufe) wie z.B. Ärzt*innen, Physiotherapeut*innen, Anwält*innen, Notar*innen, Architekt*innen, Ingenieur*innen, Autor*innen und Lektor*innen (siehe auch Hinweise zu den Daten). Während die Anzahl gewerblicher Gründungen lange rückläufig war und erst seit dem Jahr 2023 wieder leicht zugenommen hat (mehr Informationen zu Gründungen im gewerblichen Bereich finden Sie hier), steigt die Anzahl der Gründungen in den Freien Berufen in den letzten Jahren kontinuierlich an.1 Laut Institut für Freie Berufe (IFB) ist die Umwandlung der Industrie- hin zur Dienstleistungsgesellschaft als maßgeblich für diese Veränderung zu sehen.2  Bemerkenswert – auch und gerade im Vergleich zu den gewerblichen Gründungen – ist, dass mehr als die Hälfte aller Gründungen in den Freien Berufen durch Frauen erfolgt (siehe unten für genaue Zahlen). Hier liegt die Vermutung nahe, dass für Frauen – insbesondere beim Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Familienphase – die Aufnahme einer selbständigen Tätigkeit eine attraktive Möglichkeit ist, Familie und Beruf flexibler zu vereinbaren.   

Insgesamt ist die Anzahl der Gründungen in den Freien Berufen – mit leichten Einbrüchen in den Jahren 2020 und 2021, die durch die Corona-Pandemie bestimmt waren – von 90.380 im Jahr 2018 auf 94.910 im Jahr 2024 gestiegen. Innerhalb dieser sieben Jahre hat sich insbesondere die Gründungsaktivität von Frauen in den Freien Berufen erhöht: von 46.950 Gründungen im Jahr 2018 auf 52.080 im Jahr 2024. Die Zahl der Gründungen durch Männer ist im gleichen Zeitraum insgesamt gesunken, hat jedoch seit 2021 wieder leicht zugenommen. Der Frauenanteil an den Existenzgründungen in den Freien Berufen ist von 51,9 Prozent im Jahr 2018 auf 54,9 Prozent im Jahr 2024 gestiegen.

Der Anteil von Frauen an den Selbstständigen in den Freien Berufen variiert je nach Berufsgruppe deutlich. Zum Stichtag 01.01.2024 sind Frauen insbesondere unter den freiberuflich tätigen Psychotherapeut*innen mit einem Anteil von 75,5 Prozent stark vertreten. Auch in den Berufsgruppen der Tierärzt*innen, Publizist*innen, Bildenden und Darstellenden Künstler*innen sowie der Apotheker*innen liegt der Frauenanteil jeweils bei rund 50 bis 60 Prozent.

Deutlich geringer ist der Frauenanteil hingegen in einigen technischen und wirtschaftsnahen Freien Berufen: So sind lediglich 10,3 Prozent der Beratenden Ingenieur*innen Frauen. Unter den Wirtschaftsprüfer*innen liegt der Anteil bei 14,5 Prozent, bei Patentanwält*innen sowie Vereidigten Buchprüfer*innen jeweils bei 17,3 Prozent (nicht grafisch dargestellt)3.  

Literatur

Literatur

1 Institut für Mittelstandsforschung (2025): Gründungen und Unternehmensschließungen. Existenzgründungen insgesamt. Online: www.ifm-bonn.org/statistiken/gruendungen-und-unternehmensschliessungen/existenzgruendungen-insgesamt (Abgerufen am 07.04.2025). 

2 Institut für Freie Berufe (2023): Erfolgsfaktoren freiberuflicher Gründungen. Online: www.ifb.uni-erlangen.de/forschung/forschungsprojekte/forschungsprojekte-freie-berufe-allgemein (Abgerufen am 07.04.2025). 

3 Institut für Mittelstandsforschung (2024): Selbstständige/Freie Berufe. Freie Berufe. Online: www.ifm-bonn.org/statistiken/selbststaendigefreie-berufe/freie-berufe (Abgerufen am 07.04.2025).

Weiterführende Publikationen

Hinweise zu den Daten

Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.

Datenquelle:  
Institut für Mittelstandsforschung Bonn 2023, 2025: Gesamtstatistik der Existenzgründungen, Existenzgründungen in den Freien Berufen:  Tabelle „Existenzgründungen von Frauen und Männern in den Freien Berufen nach Bundesländern”

Anmerkungen

  • Die Statistik erscheint jährlich im April. 

  • Datengrundlage bilden Auswertungen der Finanzverwaltungen der Bundesländer. 

  • Die Aufnahme selbstständiger Tätigkeiten wird von den Finanzverwaltungen mit den steuerlichen Anmeldungen registriert, die von allen Gründenden abzugeben sind.   

Existenzgründung: Wechsel einer Person aus z.B. abhängiger Beschäftigung in die unternehmerische Selbstständigkeit. Bei Existenzgründungen in Freien Berufen wird der Zugang in die Selbstständigkeit durch steuerliche Anmeldung im Zuge der Tätigkeitsaufnahme ausgewiesen. Zeitnahe Anmeldungen werden als Tätigkeiten mit erheblicher Aktivität betrachtet und vom IfM Bonn als Existenzgründungen interpretiert. Verzögert registrierte Tätigkeitsaufnahmen mittels Einkommensteuererklärung werden als Neben- oder Zuerwerbsgründungen aufgefasst. 

Freie Berufe:

  • nach § 18 EStG: „Zu der freiberuflichen Tätigkeit gehören die selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit, die selbständige Berufstätigkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte, Notare, Patentanwälte, Vermessungsingenieure, Ingenieure, Architekten, Handelschemiker, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, beratenden Volks- und Betriebswirte, vereidigten Buchprüfer, Steuerbevollmächtigten, Heilpraktiker, Dentisten, Krankengymnasten, Journalisten, Bildberichterstatter, Dolmetscher, Übersetzer, Lotsen und ähnlicher Berufe.“  
  • nach § 1 Abs. 2 PartGG: „Die Freien Berufe haben im allgemeinen auf der Grundlage besonderer beruflicher Qualifikation oder schöpferischer Begabung die persönliche, eigenverantwortliche und fachlich unabhängige Erbringung von Dienstleistungen höherer Art im Interesse der Auftraggeber und der Allgemeinheit zum Inhalt…“

Quelle: www.ifm-bonn.org 
 

Einschränkungen / Brüche in den Daten: 

  • Aufgrund von IT-Umstellungen in den Ländern sind die Daten nur bedingt mit den Vorjahresangaben bis 2022 vergleichbar.