Frauenanteil Vorstände und Aufsichtsräte
Frauen im Top-Management: Vorstände und Aufsichtsräte
Frauen in Führungspositionen von Unternehmen sind nach wie vor unterrepräsentiert, wie verschiedene Analysen mit unterschiedlichen Datengrundlagen für die Gesamtwirtschaft zeigen. Laut einer Analyse der Auskunftei SCHUFA, basierend auf den Daten von 4,7 Millionen Unternehmen (Einzelunternehmen sowie Personen- und Kapitalgesellschaften) gab es im Jahr 2024 (Stand März) nur in 27 Prozent der Unternehmen mindestens eine Frau auf der ersten Führungsebene (u.a. Vorstand, Geschäftsführung, Inhaberin). Bei den Aufsichtsräten der berücksichtigten Unternehmen war nur jedes fünfte Mitglied weiblich (20,1 Prozent)1. Eine Auswertung des IAB-Betriebspanels 2022, das Unternehmen mit sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten befragt, offenbart deutliche Unterschiede in der Geschlechterverteilung auf der ersten (Frauenanteil 28 Prozent) und zweiten Führungsebene (Frauenanteil 41 Prozent). Die Repräsentanz von Frauen in Führungspositionen variiert außerdem stark je nach Wirtschaftszweig und im Vergleich von West- und Ostdeutschland (siehe Frauen in Führungspositionen: Erste und zweite Führungsebene in der Privatwirtschaft).2 Dabei zeigen Studien, dass Frauen in Führungspositionen maßgeblich für die Erhöhung des Innovationspotenzials innerhalb eines Unternehmens sind.3 Ohne Frauen in der obersten Führungsebene geht dieses Potential weitestgehend verloren.
Durch die Einführung einer festen Geschlechterquote für Aufsichtsräte und eines Mindestbeteiligungsgebots für Vorstände durch das Führungspositionen-Gesetz im Jahr 2015 und seine Erweiterung im Jahr 2021 (FüPoG I und II) wurde eine rechtliche Grundlage geschaffen, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft zu erhöhen. Dies betrifft jedoch nur vergleichsweise wenige Unternehmen: diejenigen, die börsennotiert und paritätisch mitbestimmt sind. Die Geschlechterquote für Aufsichtsräte (mindestens 30 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer) betraf im Jahr 2024 insgesamt 103 Unternehmen, das Mindestbeteiligungsgebot in Vorständen (bei mehr als drei Mitgliedern muss mindestens eine Frau und mindestens ein Mann dem Vorstand angehören) galt für insgesamt 66 Unternehmen.
Im Folgenden werden die Frauenanteile im Top-Management der 200 umsatzstärksten Unternehmen (Top-200) in der Privatwirtschaft Deutschlands (außerhalb des Finanzsektors) betrachtet. Das Managerinnen-Barometer des DIW Berlin stellt seit mehr als 15 Jahren eine Übersicht über die Frauenanteile in Vorständen und Geschäftsführungen (kurz Vorstände) und in Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräten sowie Kuratorien (kurz Aufsichtsräte) zur Verfügung. In der Veröffentlichung des Managerinnen-Barometers finden sich Zahlen zu insgesamt über 500 Unternehmen. Neben den Angaben zu den Top-200-Unternehmen liefert es Zahlen für die Top-100-Unternehmen, alle DAX-Unternehmen, alle Unternehmen mit Bundesbeteiligung sowie für die 100 größten Banken und 60 größten Versicherungen.3
Frauenanteil in Vorständen und Geschäftsführungen
Der Frauenanteil in den Vorständen und Geschäftsführungen in den Top-200-Unternehmen hat sich über die Jahre hinweg insgesamt positiv entwickelt: Während im Jahr 2006 nur 1,2 Prozent aller 953 Mitglieder in Vorständen und Geschäftsführungen weiblich waren, liegt der Anteil von Frauen im Jahr 2024 bei 19,1 Prozent. Seit dem Jahr 2018 hat sich der Frauenanteil von 9,0 Prozent auf 19,1 Prozent somit mehr als verdoppelt. Dennoch bleiben Frauen damit in den höchsten Gremien der deutschen Wirtschaft deutlich unterrepräsentiert. Nicht einmal jeder fünfte Platz in Vorstand oder Geschäftsführung ist momentan mit einer Frau besetzt. Da von den Top-200-Unternehmen aktuell nur 44 der Geschlechterquote unterliegen, hat noch immer ein großer Teil der Unternehmen keine Frau im Vorstand (40,2 Prozent der Unternehmen mit Angaben zur Zusammensetzung).
Die Entwicklung des Frauenanteils hat durch die Erweiterung des Führungspositionen-Gesetzes zum Mindestbeteiligungsgebot im Jahr 2021 aber insgesamt etwas an Fahrt aufgenommen: Stieg der Frauenanteil im Vorstand in den Jahren von 2006 bis 2013 durchschnittlich nur um 0,5 Prozentpunkte pro Jahr und um durchschnittlich 1,0 Prozentpunkte in den Jahren von 2013 bis 2020, wächst der Frauenanteil nun seit dem Jahr 2020 durchschnittlich um 1,9 Prozentpunkte jährlich. Zudem stieg der Anteil der Top-200-Unternehmen mit zwei Frauen im Vorstand von 11 Prozent im Jahr 2023 auf 15 Prozent im Jahr 2024 an (nicht grafisch dargestellt).
Auch die Anzahl der weiblichen Vorstandsvorsitzenden hat sich im Laufe der Zeit insgesamt erhöht, bleibt aber auf einem sehr niedrigen Niveau. Im Jahr 2008 konnte nur eine weibliche Vorstandsvorsitzende verzeichnet werden. Im Jahr 2024 übernahmen zuletzt 13 Frauen einen der 179 Vorstandsvorsitze, was einem prozentualen Anteil von 7,3 Prozent entspricht (nicht grafisch dargestellt). Der Frauenanteil unter den Vorstandsvorsitzenden ist damit im Vergleich zum Vorjahr wieder leicht gestiegen, nachdem zuletzt eine rückläufige Tendenz zu beobachten war.
Bei den Unternehmen, die gemäß dem Führungspositionen-Gesetz der Mindestbeteiligung im Vorstand unterliegen, sind im Jahr 2024 rund ein Viertel (24,3 Prozent) der Mitglieder im Vorstand weiblich, nur noch drei der 66 Unternehmen haben bisher keine Frau im Vorstand. Mittlerweile sind in 30 Prozent der Unternehmen sogar zwei oder mehr Frauen im Vorstand vertreten. Damit gehen die Unternehmen über die Erfüllung der gesetzlichen Vorgabe von einer Frau im Vorstand hinaus (nicht grafisch dargestellt).
Auch in den TecDAX-Unternehmen (die 30 größten börsennotierten Unternehmen mit einem Fokus auf Technologie), die stark auf ein hohes Innovationspotenzial angewiesen sind, hat sich der Frauenanteil in den Vorständen erhöht. Der Anteil stieg von 8,4 Prozent im Jahr 2013 auf 20,5 Prozent im Jahr 2023, ist zum Jahr 2024 allerdings wieder leicht zurückgegangen auf 19,8 Prozent (nicht grafisch dargestellt). Bei den im DAX-40 vertretenen größten börsennotierten Unternehmen sind anteilig mehr Frauen in den Vorständen vertreten, hier ist etwa jedes vierte Vorstandsmitglied (25,9 Prozent) eine Frau (nicht grafisch dargestellt).
Frauenanteil in Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten
Auch der Anteil von Frauen in den Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten ist – nicht zuletzt aufgrund des Führungspositionen-Gesetzes – über die Jahre deutlich gestiegen und liegt klar über dem Niveau des Frauenanteils in Vorständen und Geschäftsführungen. Seit Einführung der Quote im Jahr 2015 ist ihr Anteil von 19,7 Prozent auf 33,2 Prozent im Jahr 2024 gestiegen. Im Jahr 2006 lag der Frauenanteil noch bei lediglich 7,8 Prozent. Dennoch bleiben Frauen auch hier weiterhin in der Unterzahl und nur jedes dritte Aufsichtsratsmitglied ist weiblich.
Insgesamt gesehen erfolgte der Anstieg des Frauenanteils nach Einführung der Quote nur unwesentlich schneller als zuvor, obwohl ein Teil der Top-200-Unternehmen der Quote unterliegt: Von 2006 bis 2015 stieg der Frauenanteil in Aufsichtsräten um durchschnittlich 1,3 Prozentpunkte pro Jahr, seitdem um durchschnittlich 1,5 Prozentpunkte. Ein etwas stärkeres Wachstum gab es in den Jahren unmittelbar nach Inkrafttreten der Quote: Zwischen 2015 und 2018 stieg der Anteil um durchschnittlich 2,4 Prozentpunkte pro Jahr.
Bei den (aktuell 103) Unternehmen, die die Geschlechterquote im Aufsichtsrat erfüllen müssen, liegt der Frauenanteil im Jahr 2024 bei knapp 38 Prozent und ist seit 2014 um 17 Prozentpunkte gestiegen.
Bei den innovationsstarken TecDAX-Unternehmen stieg der Frauenanteil – noch etwas deutlicher als bei den Unternehmen mit Quotenregelung – von 15,9 Prozent im Jahr 2013 auf 36,5 Prozent im Jahr 2024. Im Vergleich zum Vorjahr (38,4 Prozent im Jahr 2023) ist der Frauenanteil allerdings leicht zurückgegangen.
Die Anzahl der weiblichen Aufsichtsratsvorsitzenden in den Top-200-Unternehmen ist im Gegensatz zu den weiblichen Vorstandsvorsitzenden kontinuierlich gestiegen, allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau: Im Jahr 2024 gab es zuletzt 15 Frauen auf der Position der Aufsichtsratsvorsitzenden (von insgesamt 159), was einem Anteil von 9,4 Prozent entspricht (nicht grafisch dargestellt).
Literatur
1 SCHUFA Holding AG (2024): (PM) Welt-Frauentag: Nur in jedem vierten deutschen Unternehmen steht eine Frau an der Spitze. Online: www.schufa.de/newsroom/pressemitteilungen/frauen-fuehrungspositionen (Abgerufen am 17.04.2025).
2 Kohaut, Susanne & Möller, Iris (2023): Führungspositionen in Deutschland 2022: Frauen bleiben nach wie vor unterrepräsentiert. IAB-Kurzbericht 22/2023, Nürnberg.
3 Hunt, Vivian; Dixon-Fyle, Sundiatu; Prince, Sara & Dolan, Kevin (2020): Diversity wins. How inclusion matters. Herausgegeben von McKinsey & Company.
4 Sondergeld, Virginia; Wrohlich, Katharina & Kirsch, Anja (2024): Managerinnen-Barometer 2024. DIW Wochenbericht 3/2024, Berlin.
Weiterführende Publikationen
Sondergeld, Virginia; Wrohlich, Katharina; Kinne, Lavinia & Kirsch, Anja (2025): Managerinnen-Barometer 2025. DIW Wochenbericht 3/2025, Berlin.
zur PublikationAllBright Stiftung (Hrsg.) (2024): Mind the Gap: Deutschland bleibt beim Frauenanteil im Top-Management weit hinter Großbritannien.
zur PublikationFidAR – Frauen in die Aufsichtsräte e. V. (Hrsg.) (2024): Women-On-Board-Index 185. Frauenanteile der im DAX, MDAX, SDAX sowie der im Regulierten Markt notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen.
zur PublikationBMFSFJ (2024): Achte Jährliche Information der Bundesregierung über die Entwicklung des Frauenanteils in Führungsebenen und in Gremien der Privatwirtschaft und des öffentlichen Dienstes des Bundes sowie der Unternehmen mit unmittelbarer Mehrheitsbeteiligung des Bundes.
zur Publikation
Hinweise zu den Daten
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Datenquelle:
Sondergeld, Virginia; Wrohlich, Katharina; Kinne, Lavinia & Kirsch, Anja (2025): Managerinnen-Barometer 2025 DIW Wochenbericht 3/2025, Berlin.
Anmerkungen:
Das Managerinnen-Barometer des DIW Berlin erscheint jährlich.
Dokumentiert werden Frauenanteile in Führungspositionen der größten Unternehmen in Deutschland seit dem Jahr 2006.
- Die Zahlen für das Jahr 2024 wurden vom 4. November 2024 bis 10. Dezember 2024 recherchiert.
Die Angaben beruhen auf den Selbstdarstellungen der Unternehmen im Internet, den Geschäftsberichten, dem Bundesanzeiger sowie auf Anfragen des DIW Berlin.
Die Auswahl der 200 umsatzstärksten Unternehmen (ohne Finanzsektor) basiert auf der Publikation „Die 100 größten Unternehmen“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Beilage vom 4. Juli 2024), die auch die größten 200 Unternehmen auflistet.
Hier kann eine Liste der Vorständinnen der 200 größten Wirtschaftsunternehmen im Jahr 2023 (PDF) eingesehen werden.
Vorstände: Vorstände und Geschäftsführungen
Aufsichtsräte: Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräte sowie Kuratorien
Einschränkungen / Brüche in den Daten:
- Im betrachteten Zeitraum variierte die Anzahl der Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung des Vorstands machten, zwischen 184 und 200 (194 Unternehmen im Jahr 2024), zwischen 145 und 170 Unternehmen machten Angaben zur Zusammensetzung des Aufsichtsrats (159 Unternehmen im Jahr 2024).