Frauenanteil Vorstände und Aufsichtsräte

Frauen im Top-Management: Vorstände und Aufsichtsräte

Frauen in Führungspositionen sind nach wie vor unterrepräsentiert: Im Jahr 2022 lag der Frauenanteil auf der ersten Führungsebene in Betrieben der Privatwirtschaft bei 28 Prozent. Auf der zweiten Führungsebene waren Frauen mit 41 Prozent zwar stärker vertreten, trotzdem überwiegt auch hier die Anzahl der Männer (siehe Frauen in Führungspositionen: Erste und zweite Führungsebene in der Privatwirtschaft).1 Dabei zeigen Studien, dass Frauen in Führungspositionen maßgeblich für die Erhöhung des Innovationspotenzials innerhalb eines Unternehmens sind.2 Ohne Frauen in der obersten Führungsebene geht dieses Potential weitestgehend verloren.  

Durch die Einführung einer festen Geschlechterquote für Aufsichtsräte und eines Mindestbeteiligungsgebots für Vorstände durch das Führungspositionen-Gesetz im Jahr 2015 und seine Erweiterung im Jahr 2021 (FüPoG I und II) wurde eine rechtliche Grundlage geschaffen, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Führungspositionen in der Privatwirtschaft zu erhöhen. Dies betrifft jedoch nur vergleichsweise wenige Unternehmen, die börsennotiert und paritätisch mitbestimmt sind: Die Geschlechterquote für Aufsichtsräte (mindestens 30 Prozent Frauen und 30 Prozent Männer) betraf im Jahr 2023 insgesamt 101 Unternehmen, das Mindestbeteiligungsgebot in Vorständen (bei mehr als drei Mitgliedern muss mindestens eine Frau und mindestens ein Mann dem Vorstand angehören) galt für insgesamt 63 Unternehmen. 

Im Folgenden werden die Frauenanteile im Top-Management der 200 umsatzstärksten Unternehmen (Top-200) in der Privatwirtschaft Deutschlands (außerhalb des Finanzsektors) betrachtet. Das Managerinnen-Barometer des DIW Berlin stellt seit mehr als 15 Jahren eine Übersicht über die Frauenanteile in Vorständen und Geschäftsführungen (kurz Vorstände) als auch in Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräten sowie Kuratorien (kurz Aufsichtsräte) zur Verfügung. In der Veröffentlichung des Mangerinnen-Barometers finden sich Zahlen zu insgesamt 500 Unternehmen. Neben den Angaben zu den Top-200-Unternehmen liefert es Zahlen für die Top-100-Unternehmen, alle DAX-Unternehmen, alle Unternehmen mit Bundesbeteiligung sowie für die 100 größten Banken und 60 größten Versicherungen. 

Frauenanteil in Vorständen und Geschäftsführungen 

Der Frauenanteil in den Vorständen und Geschäftsführungen in den Top-200-Unternehmen hat sich über die Jahre hinweg insgesamt positiv entwickelt: Während im Jahr 2006 nur 1,2 Prozent aller 953 Mitglieder in Vorstand und Geschäftsführungen weiblich waren, liegt der Anteil von Frauen im Jahr 2023 bei 17,5 Prozent. Seit dem Jahr 2018 hat sich der Frauenanteil von 9,0 Prozent auf 17,5 Prozent somit fast verdoppelt. Dennoch bleiben Frauen damit in den höchsten Gremien der deutschen Wirtschaft deutlich unterrepräsentiert. Nicht einmal jeder fünfte Platz in Vorstand oder Geschäftsführung ist momentan mit einer Frau besetzt. Da nicht alle Top-200-Unternehmen der Geschlechterquote unterliegen, hat noch immer fast jedes zweite Unternehmen keine Frau im Vorstand. Gleichzeitig zeichnet sich der Trend ab, dass in den Unternehmen, die eine Frau im Vorstand haben, diese häufig die einzige Vertreterin ihres Geschlechts bleibt.3, 4  

Die Entwicklung des Frauenanteils hat durch die Erweiterung des Führungspositionen-Gesetzes zum Mindestbeteiligungsgebot im Jahr 2021 aber insgesamt etwas an Fahrt aufgenommen: Stieg der Frauenanteil im Vorstand in den Jahren von 2006 bis 2013 durchschnittlich nur um 0,5 Prozentpunkte pro Jahr und um durchschnittlich 1,0 Prozentpunkte in den Jahren von 2014 bis 2020, wächst der Frauenanteil nun seit dem Jahr 2021 durchschnittlich um 2,0 Prozentpunkte jährlich. 

Auch die Anzahl der weiblichen Vorstandsvorsitzenden hat sich im Laufe der Zeit insgesamt erhöht. Im Jahr 2008 konnte nur eine weibliche Vorstandsvorsitzende verzeichnet werden. Im Jahr 2023 übernahmen zuletzt 9 Frauen einen der 181 Vorstandsvorsitze, was einem prozentualen Anteil von 5,0 Prozent entspricht. Allerdings ist die Zahl der weiblichen Vorstandsvorsitzenden nach einem Höchstwert von 14 weiblichen Vorsitzenden im Jahr 2021 wieder rückläufig (nicht grafisch dargestellt).   

In den TecDAX-Unternehmen (30 größte Unternehmen mit einem Fokus auf Technologie), die stark auf ein hohes Innovationspotential angewiesen sind, hat sich der Frauenanteil in den Vorständen vergleichsweise stark entwickelt. Der Anteil stieg von 8,4 Prozent im Jahr 2013 auf zuletzt 20,5 Prozent im Jahr 2023 (nicht grafisch dargestellt). 

Frauenanteil in Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten 

Auch der Anteil von Frauen in den Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten ist – nicht zuletzt aufgrund des Führungspostionengesetzes – über die Jahre deutlich gestiegen und liegt klar über dem Niveau des Frauenanteils in Vorständen und Geschäftsführungen. Seit Einführung der Quote im Jahr 2015 ist ihr Anteil von 19,7 Prozent auf 31,6 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Vor Einführung der Quote lag der Frauenanteil in Aufsichts- bzw. Verwaltungsräten im Jahr 2006 bei lediglich 7,8 Prozent und ist bis zum Jahr 2014 auf 18,4 Prozent angewachsen. Dennoch bleiben Frauen auch hier weiterhin in der Unterzahl und nur knapp jedes dritte Aufsichtsratsmitglied ist weiblich.  

Bei den Unternehmen, die die Geschlechterquote im Aufsichtsrat erfüllen müssen, liegt der Frauenanteil im Jahr 2023 bei knapp 38 Prozent und ist seit 2014 um 17 Prozentpunkte gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten bei den Unternehmen ohne Quotenregelung nur von knapp 16 auf rund 28 Prozent gestiegen (nicht grafisch dargestellt). 

Obwohl ein Teil der Top-200-Unternehmen der Quote unterliegt, erfolgte der Anstieg des Frauenanteils nach Einführung der Quote insgesamt gesehen nur unwesentlich schneller als zuvor: Von 2006 bis 2014 stieg der Frauenanteil in Aufsichtsräten um durchschnittlich 1,3 Prozentpunkte pro Jahr, seit dem Jahr 2015 steigt er jährlich um durchschnittlich 1,5 Prozentpunkte. Ein etwas stärkeres Wachstum gab es in den Jahren zwischen 2013 und 2020. Seit 2021 steigt der Anteil nur noch um durchschnittlich 0,6 Prozentpunkte pro Jahr. Bei den innovationsstarken TecDAX-Unternehmen stieg der Frauenanteil – noch etwas deutlicher als bei den Unternehmen mit Quotenregelung – von 15,9 Prozent im Jahr 2013 auf 38,4 Prozent im Jahr 2023.  

Die Anzahl der weiblichen Aufsichtsratsvorsitzenden ist im Gegensatz zu den weiblichen Vorstandsvorsitzenden kontinuierlich gestiegen: Im Jahr 2023 gab es zuletzt 13 Frauen auf der Position der Aufsichtsratsvorsitzenden (von insgesamt 161), was einem Anteil von 8,1 Prozent entspricht (nicht grafisch dargestellt).  

Literatur

Kohaut, Susanne & Möller, Iris (2023): Führungspositionen in Deutschland 2022: Frauen bleiben nach wie vor unterrepräsentiert. IAB-Kurzbericht 22/2023, Nürnberg. 

Hunt, Vivian; Dixon-Fyle, Sundiatu; Prince, Sara & Dolan, Kevin (2020): Diversity wins. How inclusion matters. Herausgegeben von McKinsey & Company.

3 Sondergeld, Virginia; Wrohlich, Katharina & Kirsch, Anja (2024): Managerinnen-Barometer 2024. DIW Wochenbericht 3/2024, Berlin.

AllBright Stiftung (Hrsg.) (2024): Einsam an der Spitze. Unternehmen holen Frauen in die Vorstände, aber in der Regel nur eine. Allbright Bericht September 2023.

Weiterführende Publikationen

Hinweise zu den Daten

Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.

Datenquellen:  

Sondergeld, Virginia; Wrohlich, Katharina & Kirsch, Anja (2024): Managerinnen-Barometer 2024. DIW Wochenbericht 3/2024, Berlin.

Anmerkungen:

  • Das Managerinnen-Barometer des DIW Berlin erscheint jährlich. 

  • Dokumentiert werden Frauenanteile in Führungspositionen der größten Unternehmen in Deutschland seit dem Jahr 2006. 

  • Die Angaben beruhen auf den Selbstdarstellungen der Unternehmen im Internet, den Geschäftsberichten, dem Bundesanzeiger sowie auf Anfragen des DIW Berlin. 

  • Die Auswahl der 200 umsatzstärksten Unternehmen (ohne Finanzsektor) basiert auf der Publikation „Die 100 größten Unternehmen“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Beilage vom 4. Juli 2023), die auch die größten 200 Unternehmen auflistet. 

  • Hier kann eine Liste der Vorständinnen der 200 größten Wirtschaftsunternehmen im Jahr 2023 (PDF) eingesehen werden. 

Vorstände: Vorstände und Geschäftsführungen 

Aufsichtsräte: Aufsichts-, Verwaltungs- und Beiräte sowie Kuratorien 


Einschränkungen / Brüche in den Daten: 

  • Im betrachteten Zeitraum variierte die Anzahl der Unternehmen, die Angaben zur Zusammensetzung des Vorstands machten, zwischen 184 und 200, zwischen 145 und 170 Unternehmen machten Angaben zur Zusammensetzung des Aufsichtsrats.