Leaky Pipeline in der Wissenschaft

Leaky Pipeline in der Wissenschaft

Frauen konnten inzwischen bei akademischen Abschlüssen aufholen: Im Jahr 2022 stellen Frauen im Erststudium 53,0 Prozent aller Abschlüsse, bei Promotionsabschlüssen liegen Frauen mit einem Anteil von 46,1 Prozent annähernd gleichauf mit den Männern (vgl. Abbildung weiter unten). Allerdings sinkt der Frauenanteil mit zunehmender Qualifikationsstufe ab. Dieses Phänomen wird auch als „Leaky Pipeline“ bezeichnet.

Zu Beginn des Studiums starten mit 52,3 Prozent mehr Frauen als Männer ins 1. Hochschulsemester. Die Anzahl der insgesamt Studierenden unterscheidet sich zwar nur gering zwischen Männern und Frauen (Frauenanteil 50,7 Prozent), Frauen machen aber wie oben beschrieben mit 53,0 Prozent den höheren Anteil der Studienabschlüsse aus. Bei den Promotionsstudierenden liegt der Frauenanteil mit 47,9 Prozent noch etwas höher als bei den absolvierten Promotionsabschlüssen mit 46,1 Prozent. Der größte erste Einbruch kommt allerdings nach der Promotion: Nur etwas mehr als jede dritte Habilitation wird von einer Frau abgeschlossen (Frauenanteil 36,5 Prozent). Nach der Promotion entscheiden sich folglich deutlich mehr Frauen als Männer dafür, das Wissenschaftssystem zu verlassen. Daher ist vor allem die Phase nach der Promotion maßgeblich dafür, wie viele der promovierten Frauen später in Professuren arbeiten.1

Die nächste Karrierestufe erfolgt mit der Aufnahme einer Professur. Auch innerhalb der Professuren sind noch verschiedene Karrierestufen zu erreichen, die hauptsächlich an den unterschiedlichen Besoldungsstufen und dem damit verbundenen höheren Prestige festzumachen sind. Die höchste Besoldungs- und Karrierestufe bilden W3-Professuren. Im Jahr 2002 wurde die Bezahlung für Professuren umgestellt von der C-Besoldung auf die W-Besoldung. Die höchste Besoldungsstufe nach der Umstellung als W3-Professur entspricht der vorherigen Besoldungsstufe C4. Für die frühere Besoldungsstufe C2 gibt es in der neuen W-Besoldung keine entsprechende W-Professur. Niedrigere Besoldungsstufen (insbesondere die Juniorprofessuren) gehen dabei häufiger mit einer Befristung einher. Im Idealfall handelt es sich bei der Befristung um sogenannte Tenure-Track Professuren (W1 oder W2-Besoldung), die nach einer positiven Evaluierung in eine unbefristete Professur (W2- oder W3-Besoldung) überführt werden und damit eine verlässliche berufliche Perspektive bieten. Während im Jahr 2022 bei den Juniorprofessuren – ganz im Gegensatz zum Geschlechterverhältnis bei der Habilitation – eine fast paritätische Verteilung der Geschlechter zu finden ist (Frauenanteil bei 48,7 Prozent), geht die Schere mit jeder höheren Besoldungsstufe deutlicher auseinander. Der Frauenanteil bei C2-Professuren liegt bei 29,4 Prozent, bei W2- bzw. C3-Professuren bei 28,6 Prozent, bei W3- bzw. C4-Professuren sogar nur bei 23,8 Prozent. Das bedeutet, dass noch nicht einmal ein Viertel der höchstdotierten Professuren von einer Frau besetzt sind.

Nichtsdestotrotz hat sich der Frauenanteil in den letzten Jahren auf den verschiedenen wissenschaftlichen Karrierestufen stetig erhöht. Die gleichstellungspolitischen Ziele des Bundes und der Länder haben bereits eine Entwicklung hin zur Geschlechterparität bewirkt.2

Literatur

Literatur 

1 Löther, Andrea (2022): Gleichstellungspolitische Aspekte von Personalstrukturen auf dem Weg zur Professur sowie befristeter Beschäftigung in der Wissenschaft. GWK-Sonderauswertung 2022. In: GWK (2022): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 26. Fortschreibung des Datenmaterials (2020/2021) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Materialien der GWK, Heft 82, Bonn.

2 GWK (2022): Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. 26. Fortschreibung des Datenmaterials (2020/2021) zu Frauen in Hochschulen und außerhochschulischen Forschungseinrichtungen. Materialien der GWK, Heft 82, Bonn.

Weiterführende Publikationen

Hinweise zu den Daten

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Datenquellen:

  1. Studienanfänger*innen im 1. Hochschulsemester: Statistisches Bundesamt 2023: Statistik der Studierenden, Statistischer Bericht – Wintersemester 2022/2023
    Studierende insgesamt (ohne Promotionsstudierende): Statistisches Bundesamt 2023: Statistik der Studenten, Tabelle 21311-0004: Studierende: Deutschland, Semester, Nationalität, Geschlecht, Angestrebte Abschlussprüfung
  2. Absolvent*innen und Promotionen: Statistisches Bundesamt 2023: Statistik der Prüfungen, Tabelle 21321-0004: Prüfungen an Hochschulen: Deutschland, Jahre, Nationalität, Geschlecht, Prüfungsergebnis, Abgelegte Abschlussprüfung
  3. Promovierende: Statistisches Bundesamt 2023: Statistik der Promovierenden, Tabelle 21352-0001; Promovierende: Deutschland, Stichtag, Nationalität, Geschlecht, Hochschulart
  4. Habilitationen: Statistisches Bundesamt 2023: Statistik der Habilitationen, Tabelle 21351-0001: Habilitationen: Deutschland, Jahre, Fächergruppen, Nationalität, Geschlecht
  5. Professuren: Statistisches Bundesamt 2023: Statistik des Hochschulpersonals, Statistischer Bericht – Berichtsjahr 2022  

Anmerkungen:

Zu 1. Statistik der Studierenden

  • Die Statistik wird semesterweise (halbjährlich) durchgeführt. Berichtszeitraum ist das Sommersemester und das Wintersemester.
  • Grundgesamtheit sind Studierende semesterweise, jeweils nach Ablauf der Immatrikulationsfrist.
  • Die Statistik der Studierenden basiert auf Verwaltungsdaten der Hochschulen, die für administrative Zwecke erhoben wurden. Die Studierendenstatistik ist eine Sekundärerhebung (Vollerhebung).
  • "Studierende insgesamt" basieren auf den Angaben zum Wintersemester, Studienanfänger*innen und Absolvent*innen werden auf Basis des Sommer- und Wintersemesters berechnet.

Zu 2. Statistik der Prüfungen

  • Die Statistik erscheint einmal jährlich. Berichtszeitraum ist das Prüfungsjahr (Wintersemester und darauf folgendes Sommersemester).
  • Die Grundgesamtheit umfasst alle im Prüfungsjahr (Wintersemester und darauf folgendes Sommersemester) abgelegten Abschlussprüfungen an Hochschulen.
  • Die Datengewinnung erfolgt über die Verwaltungsdaten der staatlichen und kirchlichen Prüfungsämter, die für administrative Zwecke erhoben wurden. Die Prüfungsstatistik ist eine Sekundärerhebung (Vollerhebung).

Zu 3. Statistik der Promovierenden

  • Die Statistik erscheint einmal jährlich. Berichtszeitraum ist das Prüfungsjahr (Wintersemester und das darauffolgende Sommersemester)
  • Grundgesamtheit sind alle im Prüfungsjahr (Wintersemester und das darauffolgende Sommersemester) abgelegten Abschlussprüfungen an Hochschulen.
  • Die Datengewinnung erfolgt über die Verwaltungsdaten der staatlichen und kirchlichen Prüfungsämter, die für administrative Zwecke erhoben wurden. Die Prüfungsstatistik ist eine Sekundärerhebung (Vollerhebung).

Zu 4. Statistik der Habilitationen

  • Die Statistik erscheint einmal jährlich. Berichtszeitraum ist das Kalenderjahr.
  • Grundgesamtheit sind alle im Berichtsjahr abgeschlossenen Habilitationsverfahren.
  • Die Datengewinnung erfolgt über die Verwaltungsdaten der Hochschulen, die für administrative Zwecke erhoben wurden.

Zu 5. Statistik des Hochschulpersonals

  • Die Statistik erscheint einmal jährlich mit Stichtag zum 1. Dezember.
  • Die Grundgesamtheit ist das am Stichtag neben- oder hauptberuflich tätige Personal.
  • Die Datengewinnung erfolgt über die Verwaltungsdaten der Hochschulen, die für administrative Zwecke erhoben werden. Die Personalstatistik ist eine Sekundärerhebung (Vollerhebung) auf der Basis der Verwaltungsdaten der Hochschulen.
  • Bei den Professuren werden nur hauptberufliche Professuren ohne Gastprofessuren aufgeführt.