Frauenanteil in MINT-Berufen
Wie hoch ist der Frauenanteil in MINT-Berufen?
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sind zentrale Treiber für technologischen Fortschritt, wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftliche Innovation. Ob in der Energiewende, der Digitalisierung oder der medizinischen Forschung – Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit entstehen maßgeblich in MINT-Feldern. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen, braucht es vielfältige Perspektiven und Talente. Derzeit sind Frauen in MINT-Berufen jedoch weiterhin unterrepräsentiert. Im Jahr 2024 liegt der Frauenanteil unter allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bei rund 46 Prozent. In MINT-Berufen sind es nur rund 18 Prozent. Aktuelle Daten und Entwicklungen verdeutlichen, in welchem Maße Frauen bislang in MINT-Berufen vertreten sind – und wo gezielte Maßnahmen erforderlich sind, um ihre Teilhabe nachhaltig zu stärken.
Grundlage der dargestellten Zahlen zu Frauen in MINT-Berufen ist die Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit, die Informationen zu MINT-Berufen und Ingenieurberufen enthält. Im Berufsaggregat „MINT-Berufe“ werden alle Tätigkeiten aus der Klassifikation der Berufe (KldB 2010) zusammengefasst, „für deren Ausübung ein hoher Anteil an Kenntnissen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und/oder Technik erforderlich ist“.1 Ergänzend dazu fasst das Aggregat „Ingenieurberufe“ jene Berufsgattungen zusammen, „die für ausgebildete Ingenieure typische Berufe im Sinne von Tätigkeiten beschreiben“ (Informationen zu den Berufsaggregaten unter Hinweise zu den Daten). 2
Immer mehr Frauen in MINT-Berufen – aber ihr Anteil bleibt niedrig
Im Jahr 2024 waren von insgesamt 7.522.422 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in MINT-Berufen nicht einmal ein Fünftel Frauen. Zwar ist der Frauenanteil in den vergangenen elf Jahren kontinuierlich gestiegen – von 15,7 Prozent im Jahr 2013 auf 17,8 Prozent im Jahr 2024, doch lag der durchschnittliche jährliche Zuwachs bei nur rund 0,2 Prozentpunkten.
Auch die Gesamtzahl der Beschäftigten in MINT-Berufen ist seit 2013 nahezu durchgehend gewachsen. Eine Ausnahme bildet das Jahr 2020, in dem es pandemiebedingt zu einem Rückgang bei den männlichen Beschäftigten kam.3 Insgesamt stieg die Zahl von 6.505.377 im Jahr 2013 auf 7.522.422 im Jahr 2024 – ein Zuwachs von rund 16 Prozent.
Frauen in Technik und IT: Ungenutztes Potenzial
Neben einem Hochschulstudium bieten auch berufliche Ausbildungen einen Zugang zu MINT-Berufen. Im Schuljahr 2023/24 waren nur 13,9 Prozent der Auszubildenden in MINT-Berufen weiblich, unter den Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr waren es immerhin 16,0 Prozent. Detaillierte Daten zu Auszubildenden, Ausbildungsanfängerinnen und Absolventinnen in MINT-Fachrichtungen sowie im traditionell stärker weiblich geprägten Sozial- und Gesundheitswesen finden Sie im Datentool Ausbildung des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V.
Frauen in Technik und IT: Ungenutztes Potenzial
Fast 80 Prozent der Beschäftigten im MINT-Bereich arbeiten in technischen Berufen, die damit den größten Bereich darstellen. Nur 14,7 Prozent davon sind Frauen. Auf den Bereich Informatik entfallen rund 14 Prozent der Beschäftigten in MINT, der Frauenanteil liegt hier bei 18,5 Prozent. Anders sieht es in Berufen aus, die mathematische oder naturwissenschaftliche Kenntnisse erfordern: Hier ist das Geschlechterverhältnis mit einem Frauenanteil von 50,6 Prozent nahezu ausgeglichen,– allerdings arbeiten in diesen Berufen nur etwa 7 Prozent der MINT-Beschäftigten.
Anforderungsniveaus in MINT-Berufen und Frauenanteile
Neben der fachlichen Ausrichtung (horizontal) lassen sich Tätigkeiten auch vertikal nach ihrer Komplexität klassifizieren. Die Klassifikation der Berufe (KldB 2010) unterscheidet vier Anforderungsniveaus: Helfer- und Anlerntätigkeiten (Helfer*in), Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten (Fachkraft), Komplexe Spezialistentätigkeiten (Spezialist*in), Hoch komplexe Tätigkeiten (Expert*in). Das Anforderungsniveau eines Berufes ist tätigkeitsbezogen zu verstehen. Es beschreibt die typische Komplexität der ausgeübten Tätigkeit – unabhängig von der formalen Qualifikation der Person, die sie ausübt (weitere Informationen dazu s. Hinweise zu den Daten).
Das MINT-Berufe-Aggregat umfasst Tätigkeiten auf den Niveaus Fachkraft, Spezialist*in und Expert*in. Etwa 58 Prozent der MINT-Beschäftigten arbeiten auf Fachkraftniveau, jeweils rund 21 Prozent auf dem Niveau von Spezialist*innen bzw. Expert*innen.
Frauen sind bei Expert*innen-Tätigkeiten mit 23 Prozent etwas stärker vertreten als bei Spezialist*innen- (17 Prozent) und Fachkräfte-Tätigkeiten (16 Prozent).
Frauenanteile in hochqualifizierten MINT-Berufen
Komplexe Spezialistentätigkeiten (Spezialist*innen) setzen typischerweise eine Meister- oder Technikerausbildung oder einen gleichwertigen Fachschul- oder Hochschulabschluss auf dem Niveau eines Bachelorabschlusses voraus. Berufe auf diesem Anforderungsniveau erfordern die Fähigkeit zur Übernahme gehobener Fach- und Führungsaufgaben und umfassen neben den jeweiligen Spezialistentätigkeiten auch Planungs- und Kontrolltätigkeiten. Hoch komplexe Tätigkeiten (Expert*innen) setzen in der Regel einen Hochschulabschluss (mindestens Masterabschluss) oder eine entsprechend umfangreiche Berufserfahrung voraus. Tätigkeiten umfassen z.B. Entwicklungs-, Forschungs-, und Diagnosetätigkeiten, Wissensvermittlung sowie Leitungs- und Führungsaufgaben innerhalb eines (großen) Unternehmens.
In diesen hochqualifizierten MINT-Berufen sind Frauen am stärksten bei Tätigkeiten vertreten, die mathematische oder naturwissenschaftliche Kenntnisse erfordern: 28 Prozent der Spezialist*innen in diesem Bereich (z.B. Biologietechnikerin, Beamtin im gehobenen Wetterdienst, Projektassistentin in der Chemietechnik) sind Frauen, bei den Expert*innen (z.B. Geoingenieurin, Versicherungsmathematikerin) ist sogar etwas mehr als die Hälfte weiblich (53 Prozent). In Informatik-Berufen ist der Frauenanteil dagegen deutlich niedriger – 19,9 Prozent der IT-Spezialist*innen (z.B. IT-Prozess-Managerin, Softwarespezialistin) sind weiblich, bei den IT-Expert*innen (z.B. IT-Beraterin, Software-Ingenieurin) sind es 18 Prozent. Am geringsten fällt der Frauenanteil bei Technik-Spezialist*innen (z.B. Technikerin für Elektrotechnik, Medizingerätetechnikerin) aus: nur 14,6 Prozent sind weiblich. Unter den Technik-Expert*innen (z.B. Stahl- und Metallbauingenieurin, Technische Produktmanagerin in der Textilindustrie) sind Frauen mit einem Anteil von 20,1 Prozent etwas stärker vertreten.
Frauen in Ingenieurberufen
Frauen in Ingenieurberufen
Das Ingenieurberufe-Aggregat der Bundesagentur für Arbeit umfasst nur Expert*innen-Tätigkeiten. Im Jahr 2024 ist rund ein Fünftel (21 Prozent) der 1.154.910 Beschäftigten in Ingenieurberufen weiblich. Fast ausgeglichen ist das Verhältnis von Frauen und Männern in dem Bereich „Land- und Forstwirtschaft, Garten- und Landschaftsbau“ mit einem Frauenanteil von 49,7 Prozent und in „Sonstigen Bereichen“ mit 51,4 Prozent. Zu den „Sonstigen Bereichen“ zählen zum Beispiel Medizintechnik, Innenarchitektur und Veranstaltungs- und Tontechnik. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Beschäftigten in Ingenieurberufen machen beide Bereiche zusammen allerdings nur rund 3 Prozent der Beschäftigten aus.
Auch bei Ingenieurberufen in den Bereichen „Naturwissenschaften und Informatik“ (36,1 Prozent Frauenanteil), „Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik“ (31,7 Prozent) und „Technischer Vertrieb (nicht IKT)“ (23,8 Prozent) sind Frauen stärker vertreten als in Ingenieurberufen insgesamt. Im Bereich „Verkehrsbetrieb und (Arbeits-)Sicherheitstechnik“ sind dagegen nur 15,4 Prozent der Beschäftigten in Ingenieurberufen weiblich.
Mit insgesamt über 700.000 Personen sind die meisten der Beschäftigten in Produktion und Fertigung tätig, das entspricht rund 61 Prozent aller Beschäftigten in Ingenieurberufen. Der Anteil der Frauen liegt hier nur bei 14,7 Prozent. Am höchsten ist der Frauenanteil innerhalb dieses Bereiches mit 26 Prozent in „Sonstigen Tätigkeitsfeldern in Produktion und Fertigung“. Dazu gehören zum Beispiel Bereiche wie „Papierherstellung“, „Textiltechnik“ und „Lebensmittelherstellung“. Der größte Bereich in „Produktion und Fertigung“ ist die „Technische Forschung und Produktionssteuerung“, hier sind 16 Prozent der Beschäftigten weiblich. Am niedrigsten fällt der Frauenanteil im Bereich „Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik (10 Prozent) aus.
Fazit
Insgesamt zeigen die Zahlen: Während Frauen in Berufen mit mathematisch/naturwissenschaftlichem Schwerpunkt stark vertreten sind, sind sie in der Informatik und in technischen Berufen deutlich unterrepräsentiert. Diese Tendenz spiegelt sich auch in der Geschlechterverteilung bei wissenschaftlichen Positionen wider (vgl. Frauenanteil an Professuren in MINT).
Literatur
Literatur
1 Bundesagentur für Arbeit (2022): Aggregatbeschreibung "MINT"-Berufe. Online: https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Interaktive-Statistiken/Berufe-auf-einen-Blick/Berufe-auf-einen-Blick-Anwendung-Nav.html (Abgerufen am 27.08.2025)
2 Bundesagentur für Arbeit (2013): Aggregatbeschreibung Ingenieurberufe. Online: https://statistik.arbeitsagentur.de/DE/Navigation/Statistiken/Interaktive-Statistiken/Berufe-auf-einen-Blick/Berufe-auf-einen-Blick-Anwendung-Nav.html (Abgerufen am 27.08.2025)
3 Anger, Christina; Kohlisch, Enno; Koppel, Oliver & Plünnecke, Axel (2021): MINT-Frühjahrsreport 2021. MINT-Engpässe und Corona-Pandemie: von den konjunkturellen zu den strukturellen Herausforderungen, Gutachten für BDA, BDI, MINT Zukunft schaffen und Gesamtmetall, Köln.
Weiterführende Publikationen
Anger, Christina; Betz, Julia & Plünnecke, Axel (2025): MINT-Frühjahrsreport 2025. Arbeitsmarktbericht. Gute Gründe für MINT, Gutachten für BDA, MINT Zukunft schaffen und Gesamtmetall, Köln.
zur Publikation
Hinweise zu den Daten
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Datenquellen:
- Beschäftigte in MINT-Berufen insgesamt: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA), Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 2025: „Beruf – Struktur – Entwicklung“ (BSE), genehmigte Vorabveröffentlichung.
- Beschäftigte in MINT-Berufen nach MINT-Bereich und Anforderungsniveau und Beschäftigte in Ingenieurberufen nach Berufsbereich: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2025: Berufe auf einen Blick
- Beschäftigte in Ingenieurberufen nach Berufsbereich: Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) 2025: Berufe auf einen Blick
Zu 1. Beruf – Struktur – Entwicklung (IAB)
- Die Veröffentlichung informiert über die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und die registrierte Arbeitslosigkeit in den Berufen in Deutschland.
- Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) auf Grundlage der Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA), s. u.
- Im Gegensatz zur Veröffentlichung „Berufe auf einen Blick“ (BA) enthält diese Darstellung keine Auszubildenden.
- Die dargestellte Zeitreihe ist eine genehmigte Vorabveröffentlichung, in der die Änderungen des Berufsaggregats „MINT-Berufe“ aus dem Jahr 2022 umgesetzt sind.
Zu 2. und 3. Berufe auf einen Blick (Beschäftigtenstatistik der BA)
- Die Veröffentlichung enthält Informationen zu den Themen Beschäftigung, Entgelt, Arbeitslosigkeit, gemeldete Arbeitsstellen und Fachkräftebedarf aller Berufe sowie der MINT- und Ingenieurberufe differenziert nach dem Anforderungsniveau.
- Grundgesamtheit sind alle deutschen und ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in einem Beruf (inklusive Auszubildende) zum Stichtag 30.06. des jeweiligen Berichtsjahres.
- Die Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit ist eine Vollerhebung.
- Berufe sind hier Erwerbsberufe, d.h. ausgeübte bzw. angestrebte Tätigkeiten unabhängig von der absolvierten Ausbildung.
- Die Zuordnung der Berufe erfolgt nach der Klassifikation der Berufe 2010 (KldB2010)
Berufsaggregate „MINT-Berufe“ und „Ingenieurberufe“:
- Die Berufsaggregate der BA fassen spezifische Berufsgattungen der Klassifikation der Berufe zusammen.
- Die Berufsaggregate sind tätigkeitsbezogen, das heißt, entscheidend ist der Tätigkeitsinhalt einer Berufsgattung und nicht die personenbezogene Berufsausbildung.
- Ein Großteil der Ingenieurberufe ist auch im MINT-Berufe-Aggregat enthalten, da sie typischerweise technische und naturwissenschaftliche Kompetenzen erfordern. Einzelne Berufsgattungen sind jedoch nicht Teil der MINT-Definition, da sie nicht alle Kriterien erfüllen.
- Aggregatbeschreibung „MINT-Berufe“ der Bundesagentur für Arbeit (PDF)
- Aggregatbeschreibung „Ingenieurberufe“ der Bundesagentur für Arbeit (PDF)
Anforderungsniveaus:
- Die Anforderungsniveaus orientieren sich eng an den formalen beruflichen Bildungsabschlüssen, da das deutsche Berufs- und Arbeitsmarktsystem stark zertifikatsorientiert ist. Dennoch können auch Berufserfahrung oder informelle Ausbildung ein adäquates Substitut darstellen.
- Das Berufsaggregat „MINT-Berufe“ umfasst neben den hochqualifizierten MINT-Berufen (Expert*innen- und Spezialist*innen-Tätigkeiten) auch mittelqualifizierte MINT-Berufe (Fachkrafttätigkeiten).
- Das Berufsaggregat „Ingenieurberufe“ umfasst nur Expert*innen-Tätigkeiten.
- Weitere Informationen zu den Anforderungsniveaus (ab S. 26): Bundesagentur für Arbeit 2021: Klassifikation der Berufe 2010 – überarbeitete Fassung 2020. Band 1: Systematischer und alphabetischer Teil mit Erläuterungen (PDF)