Frauenanteil Europäischer Erfinderpreis
Wie viele Frauen erhalten den Europäischen Erfinderpreis?
Der Europäische Erfinderpreis ist eine der renommiertesten Auszeichnungen für Innovation in Europa. Er würdigt herausragende Erfinder*innen, deren Ideen technischen Fortschritt ermöglichen und zur Lösung zentraler gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen. Mit dem Preis hebt das Europäische Patentamt (EPA) nicht nur den Beitrag einzelner Innovator*innen hervor, sondern auch die Bedeutung des europäischen Patentsystems als Motor für Forschung und Entwicklung.
Der Preis wurde 2006 vom EPA ins Leben gerufen, um herausragende Erfindungen und die Menschen dahinter sichtbarer zu machen und um andere zu inspirieren. Bis einschließlich 2024 wurde er jährlich verliehen. Seit 2025 erfolgt die Vergabe im Wechsel mit dem „Young Inventors Prize“, der junge Erfinder*innen weltweit auszeichnet, die mit ihren Entwicklungen zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen beitragen.
Um für den Europäischen Erfinderpreis berücksichtigt zu werden, muss die jeweilige Erfindung durch ein europäisches Patent geschützt sein und in Europa vermarktet werden. Vorschläge für Preisträger*innen können von Erfinder*innen selbst, aus der Öffentlichkeit, von Mitarbeiter*innen des Europäischen Patentamts sowie von Patentämtern weltweit eingereicht werden. Es können Einzelpersonen oder Teams vorgeschlagen werden. Ein Gremium des EPA prüft die Vorschläge und erstellt eine Auswahlliste von etwa 50 Kandidat*innen. Auf dieser Grundlage wählt eine Jury, bestehend aus ehemaligen Finalist*innen des Preises, Finalist*innen und Gewinner*innen in den Kategorien „Industrie“, „Forschung“, „Nicht-EPO-Staaten“, „KMU“ und „Lebenswerk“ aus. Seit 2013 wird zusätzlich ein Publikumspreis vergeben, deren Gewinner*innen durch eine öffentliche Abstimmung ermittelt werden (Infos zu den Kategorien unter Hinweise zu den Daten).1,2
Seit dem Jahr 2006 wurden insgesamt 133 Erfinder*innen ausgezeichnet, darunter 106 Männer und 27 Frauen (Einzelpersonen und Mitglieder von Erfinder*innen-Teams, s. Hinweise zu den Daten). Das entspricht einem Frauenanteil von 20,3 Prozent.
Mehr Preisträgerinnen im Zeitverlauf
Seit der ersten Verleihung des Europäischen Erfinderpreises im Jahr 2006 ist der Frauenanteil unter den Preisträger*innen deutlich gestiegen. In den ersten fünf Jahren (2006-2010) lag der Anteil von Frauen unter den ausgezeichneten Erfinder*innen bei lediglich 6,5 Prozent (29 Männer und 2 Frauen). In den darauffolgenden fünf Jahren (2011-2015) wurden insgesamt 30 Männer und 3 Frauen ausgezeichnet – ein leichter Anstieg des Frauenanteils auf 9,0 Prozent. Zwischen 2016 und 2020 erhielten 26 Männer und 6 Frauen den Erfinderpreis, was einem Frauenanteil von 18,8 Prozent entspricht. In den Jahren von 2021 bis 2024 stieg der Frauenanteil dann deutlicher auf 43,2 Prozent (21 Männer und 16 Frauen), womit das Geschlechterverhältnis inzwischen nahezu ausgeglichen ist.
Im Vergleich zu ihrem Anteil an Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt sind Frauen unter den Preisträgerinnen beim Europäischen Erfinderpreis in den letzten Jahren sogar überrepräsentiert. Im Jahr 2024 nannten lediglich 25 Prozent der beim Europäischen Patentamt eingereichten Patentanmeldungen aus den 39 Mitgliedstaaten mindestens eine Frau als Erfinderin.3 Der Frauenanteil unter allen genannten Erfinder*innen lag im Jahr 2019 sogar nur bei 13,2 Prozent. 4 In Deutschland war der Anteil noch geringer: Laut Deutschem Patent- und Markenamt (DPMA) waren im Jahr 2022 lediglich 7,6 Prozent der Erfinder*innen in Patentanmeldungen Frauen (vgl. Erfinderinnen: Frauenanteil bei Patentanmeldungen).
Frauenanteil nach technologischem Sektor
In allen Preiskategorien wurden bislang weniger Frauen als Männer ausgezeichnet. Am häufigsten waren Erfinderinnen beim Publikumspreis vertreten, hier wurden bisher 7 Frauen und 10 Männer ausgezeichnet (Frauenanteil 41,2 Prozent). Unter den von der Jury vergebenen Preisen ist der Frauenanteil in der Kategorie „Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)“ am höchsten: Ein Drittel der Ausgezeichneten (30,4 Prozent) war hier weiblich. Deutlich niedriger fällt der Anteil in der Kategorie „Industrie“ aus, in der Patente aus großen Unternehmen prämiert werden – hier lag der Frauenanteil bei lediglich 16,2 Prozent. Mit insgesamt 37 Preisträger*innen weist diese Kategorie zugleich die höchste Gesamtzahl an Gewinner*innen auf, da hier häufig Teams ausgezeichnet wurden. In der Kategorie „Forschung“ lag der Frauenanteil bei 15 Prozent, in der Kategorie „Lebenswerk“ ist der Anteil mit 22,2 Prozent etwas höher. Am niedrigsten war der Anteil in der Kategorie „Nicht-EPO-Staaten“ mit lediglich 7,6 Prozent.
Frauenanteil nach technologischem Sektor
Die größte Zahl an Preisträger*innen entfällt auf Erfindungen in den Sektoren „Chemie“ (54 Auszeichnungen) und „Instrumente“ (37 Auszeichnungen; eigene Zuordnung, s. Hinweise zu den Daten). Auch der Frauenanteil ist in diesen beiden Bereichen am höchsten – abgesehen von dem Sektor „Sonstige Gebiete“ (Frauenanteil 25,0 Prozent), in dem allerdings nur vier Auszeichnungen vergeben wurden und die Aussagekraft daher begrenzt ist. Im Sektor „Instrumente“ waren 24,3 Prozent der Ausgezeichneten Frauen. Der überwiegende Teil der prämierten Erfindungen stammt hier aus der Medizintechnik (32 Auszeichnungen, nicht grafisch dargestellt). Auch bei Erfindungen aus dem Chemie-Sektor liegt der Frauenanteil mit 24,1 Prozent bei rund einem Viertel. Besonders häufig wurden hier biotechnologische Entwicklungen ausgezeichnet (13 Auszeichnungen, nicht grafisch dargestellt).
Deutlich seltener wurden Frauen für Erfindungen im Sektor „Elektrotechnik“ ausgezeichnet – hier lag der Frauenanteil bei nur 11,1 Prozent bei insgesamt 27 Preisträger*innen. Auch im Sektor „Maschinenbau“ ist der Frauenanteil mit 9,1 Prozent sehr gering. Die Aussagekraft dieser Zahl ist jedoch begrenzt, da in diesem Bereich lediglich 11 Personen ausgezeichnet wurden.
Patentanmeldungen nach Sektoren
Auch bei Patentanmeldungen aus den EPO-Staaten sind Frauen am stärksten bei Erfindungen aus dem Chemie-Sektor vertreten: Im Jahr 2024 nannten 47 Prozent der beim Europäischen Patentamt eingereichten Patentanmeldungen mindestens eine Frau als Erfinderin. Bei Erfindungen aus dem Sektor „Maschinenbau“ waren es dagegen nur 17 Prozent.3 Auch der Frauenanteil unter allen in Patentanmeldungen genannten Erfinder*innen ist im längerfristigen Vergleich (2010-2019) im Chemie-Sektor mit 22,4 Prozent am höchsten. In anderen Sektoren liegt er deutlich darunter: Zwischen 10,1 Prozent im Sektor „Instrumente“ und 5,2 Prozent im Sektor „Maschinenbau“.4 Für Patentanmeldungen mit Wirkung für Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild, allerdings auf etwas niedrigerem Niveau (vgl. Erfinderinnen: Frauenanteil bei Patentanmeldungen).
Auf unseren Themenseiten finden Sie weitere Daten und Fakten, Publikationen, sowie Projekte und Maßnahmen zum Thema Sichtbarkeit innovativer Frauen bei Forschungsleistungen und Auszeichnungen.
Literatur
Literatur
1 European Patent Office (2025): European Inventor Award. About the award. Online: https://www.epo.org/de/news-events/european-inventor-award/about-award (Abgerufen am 17.06.2025)
2 European Patent Office (2025): European Inventor Award. Categories and prizes. Online: https://www.epo.org/de/news-events/european-inventor-award/categories-and-prizes (Abgerufen am 17.06.2025)
3 European Patent Office (2024): Women inventors. Online: https://www.epo.org/en/about-us/statistics/patent-index-2024/statistics-and-indicators/applicants/women-inventors (Abgerufen am 17.06.2025)
4 Valentina Di Iasio et al. (2022): Women’s participation in inventive activity. Evidence from EPO data. Europäisches Patentamt, München.
Hinweise zu den Daten
Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.
Datenquelle:
Europäische Patentorganisation (2024): „Lernen Sie die Erfinder kennen“ (Informationen zu den Preisträger*innen und Finalist*innen)
Anmerkungen:
- Eigene Auswertung auf Grundlage der verfügbaren Informationen der Europäischen Patentorganisation (EPO).
- Berücksichtigt werden Angaben zum Jahr der Preisverleihung, zur Preiskategorie und zum technischen Gebiet der Erfindung.
Zählweise der Preisträger*innen:
- Einzelauszeichnungen: Die genannte Person wird als eine Preisträgerin bzw. ein Preisträger gezählt.
- Team-Auszeichnungen mit mehreren Namen („X und Y“, „X, Y und Z“ etc.): Alle namentlich genannten Personen werden gleichwertig berücksichtigt.
- Auszeichnungen mit „X und Team“, ohne weitere Namensnennung: Nur die genannte Person wird gezählt.
Preiskategorien:
- Industrie: Für wirtschaftlich erfolgreiche technologische Erfindungen, die von großen europäischen Unternehmen patentiert wurden.
- Forschung: Für Erfinder*innen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen, deren Erfindungen oft einen wesentlichen technischen Fortschritt darstellen.
- Nicht-EPO-Staaten: Für alle Erfinder*innen, die nicht aus den EPO-Mitgliedstaaten kommen, deren Erfindung jedoch in Europa zugänglich ist.
- KMU: Für Erfinder*innen aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die zum Zeitpunkt der Patenterteilung weniger als 250 Mitarbeiter*innen haben und einen Jahresumsatz von unter 50 Millionen Euro erzielen.
- Lebenswerk: Zur Würdigung einer europäischen Erfinderpersönlichkeit, die mit ihren Innovationen einen bedeutenden Beitrag auf ihrem technischen Gebiet und für die Gesellschaft geleistet hat.
- Publikumspreis (seit 2013): Im Gegensatz zu den anderen Preisen werden die Gewinner*innen des Publikumspreises aus allen Finalist*innen durch eine öffentliche Abstimmung ermittelt.
Technologiesektoren:
- Die Zuordnung der Preisträger*innen nach Technologiesektor (eigene Berechnungen) erfolgt nach der IPC-Technologie-Konkordanztabelle der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) und anhand der angegebenen technischen Gebiete der Preisträger*innen durch die EPO.
Einschränkungen / Brüche in den Daten:
- Im Jahr 2020 fand keine Preisverleihung statt.
- In den Jahren 2019, 2023 und 2024 gewannen Preisträger*innen sowohl den Publikumspreis als auch in einer weiteren Kategorie. Diese wurden jeweils in beiden Kategorien gezählt. In den Jahren 2009 und 2010 haben Preisträger*innen sowohl in der Kategorie KMU also auch in der Forschung gewonnen und wurden ebenfalls zweimal berücksichtigt.