Frauenanteil Gottfried Wilhelm-Leibniz-Preis

Wie viele Frauen erhalten den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis?

Der „Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis“, auch kurz „Leibniz-Preis“ ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland und ist mit bis zu 2,5 Millionen Euro dotiert. Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) war Universalgelehrter - ein Philosoph, Mathematiker, Physiker, Historiker, Theologe, Politiker, Diplomat, Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisator. Mit dem nach ihm benannten Preis zeichnet die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 1986 jährlich herausragende Wissenschaftler*innen aus allen Wissenschaftsbereichen aus. Berücksichtigt werden Forscher*innen und Forschungsteams, die an Forschungseinrichtungen in Deutschland oder an deutschen Forschungseinrichtungen im Ausland tätig sind. Das Gottfried Wilhelm Leibniz-Programm will mit dem Preis die Arbeit exzellenter Wissenschaftler*innen unterstützen und fördern.

Nominiert werden potenzielle Preisträger*innen durch „Universitäten und ihnen gleichgestellte Hochschulen mit Promotionsrecht in Deutschland, die Mitglieder der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, das European Molecular Biology Laboratory, die Sprecherinnen und Sprecher der Fachkollegien der Deutschen Forschungsgemeinschaft, die bisherigen Leibniz-Preisträgerinnen und -Preisträger sowie die ehemaligen Mitglieder des Auswahlausschusses“1. Aus den Vorschlägen wählt ein dafür eingerichteter Auswahlausschuss Kandidat*innen aus und spricht Empfehlungen aus, auf deren Grundlage der Hauptausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft seine Entscheidung trifft. Es werden jährlich maximal zehn Preise verliehen.1,2

Seit 1986 wurden 418 Leibniz-Preise an insgesamt 445 Preisträger*innen vergeben. Darunter waren 370 Männer und 75 Frauen. Damit beträgt der Frauenanteil unter den Preisträger*innen insgesamt 16,9 Prozent. 

Frauenanteil im Zeitverlauf

Im zeitlichen Verlauf zeigt sich eine deutliche Steigerung des Frauenanteils unter den Preisträger*innen des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises. In den ersten fünf Jahren der Preisverleihung (1986-1990) wurden 62 Männer, aber nur 3 Frauen ausgezeichnet (Frauenanteil 4,6 Prozent). Von 10 Prozent im Zeitraum zwischen 1991 und 2000 stieg der Anteil im folgenden Jahrzehnt auf 13 Prozent und in den Jahren von 2011 bis 2020 waren sogar 28,4 Prozent der Preisträger*innen Frauen. Der Frauenanteil hat sich damit im Vergleich zum vorangegangenen Jahrzehnt mehr als verdoppelt. Im Zeitraum von 2021 bis 2024 wurden bereits 16 Frauen geehrt, und damit innerhalb von vier Jahren bereits mehr als jeweils in den Zeiträumen von 1991 bis 2000 und von 2001 bis 2010. Mit bisher 24 männlichen Preisträgern liegt der Frauenanteil damit bislang bei 40,0 Prozent für das aktuelle Jahrzehnt. 

Diese Entwicklung kann im Zusammenhang mit der Preisverleihung des Jahres 2015 betrachtet werden. Alle acht Preisträger (das Kontingent von 10 Preisen wurde nicht ausgeschöpft) des Jahres waren männlich (nicht in Grafik dargestellt). Auch in den Jahren 1987, 1988, 1991, 1995, 1996, 1999 und 2001 wurde keine Frau mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Im Jahr 2015 sorgte dies jedoch für öffentliche Kritik, auch seitens der DFG, die als Konsequenz Anpassungen im Auswahlverfahren vorsah.3 

Preisträger*innen des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises nach Geschlecht und Kategorie

Frauenanteil nach Fächergruppe

In den Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie in der Kunst/den Kunstwissenschaften wurden insgesamt sehr wenige Preise vergeben (1 bzw. 5), die Frauenanteile in diesen Fächergruppen sind daher nicht aussagekräftig. In den anderen Fächergruppen liegt die Anzahl der Preisträger*innen insgesamt jeweils über 30.  

Die Fächergruppe mit dem höchsten Frauenanteil unter den Preisträger*innen sind dabei die Geisteswissenschaften. Hier waren 23,7 Prozent der Ausgezeichneten weiblich (45 Männer und 14 Frauen). Nur etwas niedriger fällt der Anteil der Frauen unter Preisträger*innen in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit 22,9 Prozent aus (27 Männer und 8 Frauen).
In den MINT-Fächergruppen und der Medizin liegen die Frauenanteile (teilweise deutlich) unter der 20-Prozent-Marke. Unter den Preisträger*innen in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften waren 16,1 Prozent von insgesamt 31 Preisträger*innen weiblich. Auf dem Gebiet mit der höchsten Gesamtzahl an Preisträger*innen, der Mathematik und Naturwissenschaften (N=260), liegt der Frauenanteil bei 16,5 Prozent. In den Ingenieurwissenschaften liegt der Anteil mit 8,5 Prozent (bei insgesamt 71 Preisträger*innen) noch deutlich darunter. 

Erklärungsansätze für die Unterrepräsentation von Frauen unter Preisträger*innen (Gender Award Gap) finden sie hier.

Literatur

Literatur

1 Deutsche Forschungsgemeinschaft (2022): Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Online: www.dfg.de/foerderung/programme/preise/leibniz-preis (Abgerufen am 12.04.2023)

2 Deutsche Forschungsgemeinschaft (2023): Es war einmal ein Universalgelehrter. Online: www.dfg.de/de/gefoerderte-projekte/wissenschaftliche-preise/leibniz-preis/30-jahre-leibniz/der-preis/ueber-leibniz (Abgerufen am 13.03.2024)

3 Ronzheimer, Manfred (2015): Ausgezeichnet mit dem Leibniz-Preis: Eine reine Männerrunde. Die Tageszeitung. Online: taz.de/Ausgezeichnet-mit-dem-Leibniz-Preis/!5017933 (Abgerufen am 13.06.2023)

Hinweise zu den Daten

Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.

Datenquellen:
(1) Deutsche Forschungsgemeinschaft (2024): „Liste der mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis Ausgezeichneten“ (pdf)

(2) Statistisches Bundesamt (2024): Fächersystematik des Statistischen Bundesamtes (2024, Stand WiSe 2022/2023): Fachserie 11, Reihe 4.1: Bildung und Kultur. Studierende an Hochschulen - Fächersystematik.

Anmerkungen:

  • Zu den Preisträger*innen zählen auch Personen, die sich einen Preis teilen. 
  • Die Zuordnung der Preisträger*innen nach Fächergruppe erfolgte nach der Fächersystematik des Statistischen Bundesamtes und anhand der angegebenen Fachgebiete der Preisträger*innen in der „Liste der mit dem Heinz Maier-Leibnitz-Preis Ausgezeichneten“. In einigen Fällen wurden darüber hinaus detaillierte Informationen der DFG zu den Preisträger*innen genutzt.

Einschränkungen / Brüche in den Daten:
In Fällen, in denen trotzdem keine eindeutige Zuordnung möglich ist, werden die Preisträger*innen zwei Fächergruppen zugeordnet, die Gesamtzahl der Preisträger*innen in ihrer Verteilung nach Fächergruppe weicht daher von der tatsächlichen Anzahl ab: 14 an Männer und 3 an Frauen vergebene Preise wurden jeweils zwei Fächergruppen zugeordnet: 

  • 15 Preise wurden sowohl der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften als auch dem Bereich Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften zugeordnet (12 Männer, 3 Frauen).
  • 2 Preise wurden sowohl der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften als auch der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften zugeordnet (2 Männer).