100 Malerinnen – 100 Kurzportrait-Videos
Malerinnen VideosIm Rahmen der Online-Vortragsreihe IFiF-Impulse stellte Anabel Derlam eine besondere Form der Sichtbarmachung vor: Kurzportrait-Videos von Malerinnen auf YouTube.
Der IFiF-Impulse-Online-Vortrag wurde aufgezeichnet, hier geht es direkt zur Aufzeichnung
Zu Beginn des Vortrags machte Anabel Derlam, Draw my Business GmbH deutlich, dass sich das Vorgehen und die Erkenntnisse des IFiF-Projekts als Modell auch auf andere Bereiche übertragen lassen.
Konkret geht es in dem Projekt darum, Malerinnen vergangener Jahrhunderte sichtbar zu machen, indem ihr Werk und Wirken in den öffentlichen Diskurs eingebracht werden. Dafür werden 100 Malerinnen-Kurzportraits in Videoform erstellt und auf zwei YouTube-Kanälen veröffentlicht – einem deutschsprachigen und einem internationalen mit englischsprachigen Videos und Untertiteln in 37 Sprachen.
Warum YouTube als Medium für mehr Sichtbarkeit besonders geeignet ist, erläuterte Anabel Derlam:
- internationale Reichweite und Sichtbarkeit,
- niedrige Einstiegshürden für Veröffentlichung und Rezeption,
- langfristige Auffindbarkeit über Suchmaschinen und direkte Zielgruppenansprache durch Community-Building,
- Kommentarfunktion, die auch für Forschungszwecke genutzt werden kann.
Begleitend werden neue Videos über Social Media (LinkedIn, Instagram und Facebook) bekannt gemacht. Zudem werden alle Kurzporträts auf 100 Ausstellungstafeln mit QR-Codes aufbereitet.
Die daraus entstehende Wanderausstellung ist ab 2027 z. B. für Museen mietbar.
Dass Erklärvideos gerade für Museen und andere Veranstaltungsorte sinnvoll sind, zeigte Anabel Derlam anhand einer Umfrage, die im Rahmen eines Vorprojekts unter 500 Besucher*innen kultureller Einrichtungen durchgeführt wurde. Auf die Frage: "Halten Sie den Einsatz von Erklärvideos in Museen und anderen Veranstaltungsorten für sinnvoll" antworteten 88 Prozent mit "Ja".
Unsichtbar trotz Talent – zum Hintergrund des Projekts Malerinnen Videos
Trotz ihres künstlerischen Talents wurden viele Malerinnen über Jahrhunderte hinweg aus der Kunstgeschichte verdrängt oder vergessen. In der Alten Nationalgalerie in Berlin sind beispielsweise nur knapp zwei Prozent der Werke von Frauen. Auch in Schulbüchern und Lehrplänen werden hauptsächlich männliche Künstler thematisiert. Selbst Kunsthistorikerinnen kennen fast keine der 100 Malerinnen, die für das Projekt ausgewählt wurden, und waren überrascht, wie wenig sie im Studium behandelt werden.
Aufbau, Produktion und Veröffentlichung eines Videos
Der Aufbau der Videos wurde im Vorfeld des Projekts sorgfältig konzipiert. Er folgt einer einheitlichen Struktur, die sich mit Anpassungen auch für andere Zielgruppen oder Themen übertragen lässt:
Intro – Spannender Einstieg, kurze Vorstellung & Einordnung zur Rolle der Frau | Lebensweg | Malstil & Motive | Bekannte Werke | Lebenswerk und Abspann
Nach Erstellung des Videos muss dieses mitsamt den Videodetails auf YouTube hochgeladen werden. Dazu gehört u.a., dass Titelbilder, Untertitel, Kapitel und Tags zur SEO-Auffindbarkeit angelegt werden.
YouTube bietet eine automatisierte Synchronisation von Deutsch zu Englisch an. Ein direkt in englischer Sprache produziertes Video bietet weitere Synchronisationsmöglichkeiten, so dass es sich lohnt, das Video direkt in Englisch zu erstellen. Die Untertitel zu den Videos können dann ebenfalls automatisiert in sehr viele Sprachen übersetzt werden. Interessant ist auch die mögliche Verlinkung der Videos zu Wikipedia-Einträgen.
Als Beispiel für ein fertiges Malerinnen-Video zeigte Anabel Derlam im Anschluss das Portraitvideo von Elfriede Lohse-Wächtler
Video Elfriede Lohse Wächtler
Übertragbarkeit: von Malerei zu anderen Fachgebieten
Abschließend zeigt die Referentin, dass das Prinzip – Sichtbarkeit durch Kurzvideo-Portraits – sich gut auf andere Fachgebiete übertragen lässt. Beispiele:
- Wissenschaft: 100 Forscherinnen, die Grundlagen gelegt haben
- Literatur: 100 Schriftstellerinnen aus den Epochen
- Musik: 100 Komponistinnen von Barock bis heute
- Politik: 100 Politikerinnen, die Geschichte schrieben
- IT & Technik: 100 Frauen, die Code, Systeme oder Tools prägten
- Medizin: 100 Pionierinnen in Forschung und Praxis
- Theater & Film: 100 Regisseurinnen & Schauspielerinnen im Portrait
- Kunst & Foto: 100 Kreative außerhalb des Malereikanons
Mit diesem Vortrag endete die IFiF-Impulse-Reihe des Sommersemesters 2025. Wir freuen uns schon auf die kommenden Vorträge im Wintersemester 2025/26. Die neuen Termine finden Sie im Herbst auf unserer Website.