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„doing visibility“ – IFiF-Impulse startet ins Sommersemester

Prof:in Sicht

Das IFiF-Projekt Prof:inSicht teilt erste Ergebnisse und Konzepte zur Sichtbarkeit von HAW-Professorinnen.

Am 22. April startete die Online-Vortragsreihe „Exzellent und trotzdem unsichtbar?! – Wege zu mehr Sichtbarkeit für Frauen in Wissenschaft und Innovation“ (IFiF-Impulse) in das neue Semester. In der Reihe berichten Projekte aus der Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ von ihrer Forschung rund um das Thema Sichtbarkeit innovativer Frauen.

Den Anfang machte das Projekt Prof:inSicht der Hochschule München. Prof.in Dr. Gabriele Fischer und Stefanie Urchs berichteten von ihren bisherigen Ergebnissen und entwickelten Konzepten zum Thema Sichtbarkeit von Professorinnen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften.

Das Ziel des Projekts ist es, die Sichtbarkeit dieser Professorinnen zu erforschen und zu erhöhen. Das Projekt fokussiert dabei auf Professorinnen der Fachbereiche Informatik und Soziale Arbeit und richtet den Blick auf die Unterschiede zwischen HAW- und Uni-Professor*innen in Bezug auf ihr Sichtbarkeitshandeln.

Interdisziplinärer Ansatz

Eine Besonderheit des Projekts ist die interdisziplinäre Ausrichtung. So arbeiten hier Soziologinnen und Informatikerinnen zusammen, um ein gemeinsames Konzept zu entwickeln und die Sichtbarkeit der Professorinnen mit informatischen, quantitativen und qualitativen Methoden zu erforschen.

Erste Ergebnisse aus den Untersuchungen von Publikationen und LinkedIn-Aktivitäten zeigen Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Wissenschaftler*innen – erstere sind aktiver bei der Verbreitung ihrer Inhalte auf LinkedIn. Auch in Bezug auf Publikationen konnten – unter den von den Wissenschaftler*innen selbst genutzten Keywords – mehr Ergebnisse bei den männlichen Professoren gefunden werden.

doing visibility

Um diese Ungleichheiten zu verstehen, hat das Projekt eine eigene Denkfigur entwickelt und in Anlehnung an das Konzept „doing gender“ (West/Zimmerman, 1987) „doing visibility“ genannt.

Hier wird die Interaktion von Sichtbarkeitshandeln und Wahrnehmung in den Blick genommen – denn Sichtbarkeit entsteht nur, wenn sie wahrgenommen wird, ist also ein Zusammenspiel mehrerer Akteur*innen. Die handelnden Personen antizipieren dabei teilweise bereits die Wahrnehmung anderer und richten ihr Handeln danach aus. Das Handeln aller Akteur*innen wird wiederum von verschiedenen Faktoren beeinflusst, u.a. von Normvorstellungen (z. B. über Geschlechter- oder Fächernormen) und sozialstrukturellen Faktoren (z. B. zeitliche Ressourcen oder die institutionelle Ermöglichung).

Mit den qualitativen Ergebnissen konnten die Forscherinnen dieses Konzept untermauern und Unterschiede zwischen den Geschlechtern feststellen. So fanden sie bei den Männern das Prinzip der Selbstermächtigung. Sie haben häufiger eine hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung und gehen davon aus, dass Sichtbarkeit nur eine Frage des Handelns ist und auf jeden Fall zum Erfolg führen wird.

Bei Frauen fanden sie die Herausforderung, gegen das Übersehenwerden anzugehen. Frauen machten häufiger die Erfahrung, dass ihre fachliche Expertise nicht ausreichend ist, um – z. B. auf Konferenzen – wahrgenommen zu werden. Eingesetzte Strategien, um dem entgegenzuwirken, sind z. B. ein bewusstes Widersetzen gegen Kleidernormen, wie bunte Kleidung auf Kongressen. Oder auch die Betonung des kommunikativen Aspekts von Sichtbarkeit („nicht nur tun, sondern auch darüber sprechen“). Bei diesen Konzepten tut sich jedoch ein Spannungsfeld auf, da diese im Konflikt mit Weiblichkeitsnormen stehen können.

Dieser Konflikt wurde in der anschließenden Diskussion ausführlich besprochen und mit vielen eigenen Erfahrungen der Teilnehmenden untermauert.

Der Vortrag wurde aufgezeichnet und steht Ihnen hier zur Verfügung.