Fast jede zehnte freie Erfindung von einer Frau
Zwei aktuelle Berichte des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) beleuchten den Beitrag von Erfinderinnen zum Innovationsgeschehen in Deutschland.
Fast jede zehnte freie Erfindung von einer Frau
Wie stark sind Frauen in der Welt der technischen Innovationen vertreten? Patentanmeldungen gelten als wichtiger Indikator dafür. Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) hat den Frauenanteil unter freien Erfindenden sowie unter Erfindenden mit ausländischer Herkunft untersucht.
Freie Erfinderinnen
Ein Großteil der Patente in Deutschland geht auf die Erfindungen von Beschäftigten an Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen zurück. Patente werden in diesen Fällen von den arbeitgebenden Organisationen oder anderen juristischen Personen angemeldet. Aber auch außerhalb von Beschäftigungsverhältnissen entwickeln Personen neue technische Produkte oder Verfahren und melden diese selbst als Patent an – sogenannte freie Erfindende. Ein aktueller Bericht des IW (Institut der deutschen Wirtschaft) nimmt die Patentaktivität freier Erfinderinnen mit Wohnsitz in Deutschland in den Blick. Ausgewertet wurden sämtliche Patentanmeldungen durch natürliche Personen aus dem Zeitraum von 2000 bis 2022 und mit Wirkung für Deutschland oder darüber hinaus. Anhand des Vornamenmoduls der IW-Patentdatenbank wurden dabei die Vornamen aller in Deutschland wohnhaften Erfindenden drei Geschlechterkategorien (weiblich, männlich oder unisex) zugeordnet.
Zentrale Erkenntnisse aus dem IW-Kurzbericht:
- Der Frauenanteil bei freien patentierten Erfindungen ist seit 2000 gestiegen – von 6,4 auf 9,9 Prozent.
- In den ostdeutschen Bundesländern (inkl. Berlin) lag der Frauenanteil unter den freien Erfindenden zuletzt sogar bei 15,6 Prozent (gegenüber 8,9 Prozent in den westdeutschen Bundesländern).
- Die Zahl der Patente von freien Erfindenden insgesamt ist seit der Jahrtausendwende deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2022 lag sie nur noch bei einem Viertel des Wertes von 2000. Auch ihr Anteil an allen Patentanmeldungen in Deutschland hat stark abgenommen. Die Autor*innen des Berichts sehen die Gründe unter anderem darin, dass sich der Stand des Wissens seit 2000 erheblich erhöht hat: Dadurch wird es zunehmend schwieriger, allein etwas Neues zu erfinden. Unternehmen reagieren darauf, indem sie verstärkt auf größere Teams setzen.
Erfinderinnen ausländischer Herkunft
Ein weiterer Bericht des IW untersucht den Beitrag von Erfindenden mit ausländischen Wurzeln zur Patentaktivität in Deutschland. Anhand des Vornamenmoduls der IW-Patentdatenbank wurden dabei die Vornamen aller in Deutschland wohnhaften Erfindenden drei Geschlechterkategorien (weiblich, männlich oder unisex) sowie einem oder mehreren Sprachräumen zugeordnet.
Zentrale Erkenntnisse der IW-Studie:
- Der Anteil von Frauen ist unter Erfindenden aus einem ausländischen Sprachraum höher als unter Erfindenden aus dem deutschen Sprachraum. Der Frauenanteil bei allen zwischen 2000 und 2022 in Deutschland angemeldeten Patenten liegt bei 4,7 Prozent, für Erfinderinnen aus einem ausländischen Sprachraum bei 8,5 Prozent.
- Der Frauenanteil unter Erfindenden liegt in sämtlichen Sprachräumen höher als im deutschen, besonders hohe Frauenanteile gibt es laut dem IW in osteuropäischen Sprachräumen wie dem tschechischen, polnischen oder rumänischen, aber auch im koreanischen, spanisch-portugiesischen sowie im indischen. Hier gehen jeweils über 10 Prozent der Patentanmeldungen auf Erfindungen von Frauen zurück. Die Autor*innen der Studie sehen eine Verbindung zur Bedeutung von MINT-Berufen für die finanzielle Unabhängigkeit von Frauen: "Diese Ergebnisse unterstützen die These des Gender-Equality Paradox, also der empirischen Beobachtung, dass sich Frauen in Ländern mit hohem Wohlstand und hoher Gleichberechtigung von den technisch-naturwissenschaftlichen Studienfächern und Berufen abwenden, während Frauen in Ländern mit geringerem Wohlstand oder geringerer Gleichberechtigung durch ein MINT-Studium die Chance ergreifen, einen gut bezahlten Job, Unabhängigkeit und Wohlstand zu erreichen."
- Insgesamt ist der Beitrag von Erfindenden mit ausländischen Wurzeln zur Patentaktivität in Deutschland seit 2000 kontinuierlich gestiegen – von 4,9 auf 14,0 Prozent.
- Daten und Fakten zum Erfinderinnenanteil im meta-IFiF-Infopool
Eine der Ursachen für den niedrigen Frauenanteil unter Erfindenden in Deutschland ist die Unterrepräsentation von Frauen in MINT, insbesondere in technischen Bereichen.
Daten und Fakten zum Frauenanteil in MINT im meta-IFiF-Infopool