Frauen in den Wirtschaftswissenschaften
Auf diw.de spricht Doktorandin Clara Schäper über die strukturellen Hürden für Frauen in den Wirtschaftswissenschaften und warum echte Gleichstellung noch weit entfernt ist.
Wie steht es um die Gleichberechtigung von Frauen in den Wirtschaftswissenschaften?
Diese Frage beschäftigt die Doktorandin Clara Schäper, die am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin in der Forschungsgruppe Gender Economics unter der Leitung von Prof. Dr. Katharina Wrohlich tätig ist. Schäper forscht in den Bereichen Gender- und Familienökonomie, Arbeitsökonomie und angewandte Mikroökonometrie und ist zusätzlich im Vorstand des Netzwerks Women in Economics, welches sich für Chancengleichheit in den Wirtschaftswissenschaften einsetzt.
Laut Schäper zeigen die Zahlen noch deutlichen Handlungsbedarf:
- Der Frauenanteil unter den Top-Autor*innen ökonomischer Fachliteratur beträgt neun Prozent.
- Frauen stellen 22% der Leiter*innen von Think Tanks und 23% der Professor*innen an führenden Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten.
- In der Privatwirtschaft sind 20,9% der Chefökonom*innen der größten globalen Unternehmen weiblich.
Das Netzwerk Women in Economics bietet deshalb Mentoring-Programme, in denen Frauen konkrete Hilfestellungen für ihren Karriereaufbau erhalten. Darüber hinaus präsentieren sie in verschiedenen Formaten weibliche Role Models, um die vielfältigen Möglichkeiten für Frauen in der Ökonomie aufzuzeigen. Es werden zudem regelmäßig Netzwerktreffen, Workshops und Seminarreihen veranstaltet.
Ein wichtiges Thema des Interviews ist auch #EconMeToo: Schäper berichtet von sexueller Belästigung in den Wirtschaftswissenschaften und fordert bessere Unterstützung für Betroffene, institutionalisierte Prävention und transparente Sanktionen bei Fehlverhalten. Von männlichen Kollegen erwartet sie ein Bewusstsein für den allgegenwärtigen Machtmissbrauch in der Wissenschaft.
Die Doktorandin betont die Rolle weiblicher Vorbilder, die jungen Frauen in einem oft männlich geprägten Umfeld helfen, sich zu orientieren und ihren eigenen Weg zu finden. Sie nennt neben bekannten Ökonominnen wie Claudia Goldin, die 2023 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurde, auch Frauen aus dem privaten Umfeld als persönliche Vorbilder.
Zum Schluss appelliert Schäper an junge Frauen in den Wirtschaftswissenschaften: "Ihr werdet gebraucht. Ihr seid nicht allein. Und eure Perspektive zählt – gerade, weil sie bisher oft gefehlt hat". Sie rät dazu, sich ein Netzwerk aufzubauen und mit Selbstbewusstsein an das Fach zu gehen, denn oftmals besteht kein Skills Gap, sondern ein Confidence Gap.