Gleichzeitig macht der Bericht der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) auf geschlechtsspezifische Unterschiede im MINT-Bereich für alle OECD-Länder aufmerksam und weist auf einige interessante Untersuchungen zu den Gründen hin: Für alle OECD-Länder gilt: Nur 30 % der Anfänger*innen im MINT-Bereich sind Frauen, und zusätzlich wechselt bei den Frauen ein größerer Anteil als bei den Männern vor dem Abschluss den Bildungsgang. Untersuchungen weisen darauf hin, dass dies mit Isolation, Mikroaggressionen und einer männerdominierten Kultur zusammenhängen kann, die Frauen in MINT-Bildungsgängen erleben. Frauen haben möglicherweise in den MINT-Fächern auch ein schwächeres Zugehörigkeitsgefühl als Männer, was mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit der Fortsetzung des Bildungsgangs einhergeht (alle Quellen: s. OECD-Bericht “Education at a Glance“ 2025, S. 305 f.).
Um diese Herausforderungen anzugehen, haben viele OECD-Länder Initiativen zur Verringerung der geschlechtsspezifischen Unterschiede umgesetzt. In Deutschland setzen Bund und Länder diesbezügliche Maßnahmen um. Dabei geht es sowohl um die MINT-Bildung in der Schule als auch um mehr Chancengerechtigkeit im Hochschulbereich und die Steigerung der Sichtbarkeit von Frauen in den MINT-Berufen.
Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) setzt gezielte Maßnahmen für eine starke MINT-Zukunft um, unter anderem mit dem MINT-Aktionsplan. Auf der Website des BMFTR sind weitere Maßnahmen aufgelistet
Die Projekte der BMFTR-Förderrichtlinie "Innovative Frauen im Fokus" arbeiten mit unterschiedlichen Maßnahmen daran, Frauen in Wissenschaft, Forschung und Innovation sichtbar zu machen und ihren Anteil zu erhöhen. Erfahren Sie mehr über die Maßnahmen der Projekte, die auf den MINT-Bereich fokussieren
meta-IFiF hat einige der Initiativen zusammengestellt, die in Deutschland an mehr Chancengerechtigkeit in MINT-Bildung und -Berufen arbeiten. Im Fokus stehen eine gelingende MINT-Bildung sowie klischeefreie Berufsorientierungsmöglichkeiten für Schüler*innen. Es geht um die Erhöhung der Sichtbarkeit von MINT-Frauen, Female Empowerment und die Etablierung frauen- und innovationsfreundlicher Strukturen. Zentral für alle Bereiche ist das Aufbrechen festgefahrener gesellschaftlicher Strukturen, die auf überholten Geschlechterstereotypen und sich hartnäckig haltenden Vorurteilen beruhen:
- MINTvernetzt fördert als zentrale bundesweite Anlaufstelle Austausch und Innovation in der außerschulischen MINT-Bildung.
- Der Girls'Day bietet Mädchen die Gelegenheit, Berufsfelder und Studiengänge in IT, Naturwissenschaften und Technik (u.a.) kennenzulernen.
- MINT Zukunft schaffen will Schüler*innen für MINT begeistern und fördert MINT-Profile an Schulen.
- Das Nationale MINT Forum ist ein Zusammenschluss von über 30 Institutionen, die sich für eine qualitätsorientierte MINT-Bildung einsetzen.
- Der MINT-Campus bietet kostenlose Lernangebote zu MINT-Didaktik, Projekt- und Netzwerkarbeit sowie zu fachlichen MINT-Inhalten.
- CyberMentor ist ein Online-Mentoring-Programm für Schülerinnen mit Interesse an MINT-Fächern, die ein Jahr lang von einer persönlichen Mentorin aus Wirtschaft oder Wissenschaft begleitet und in ihrer Studien- und Berufswahl unterstützt werden.
- Das Niedersachsen-Technikum ist ein Programm für Abiturientinnen, die über einen Zeitraum von 6 Monaten Studiengänge und Unternehmen im MINT-Bereich kennenlernen können.
- Femtec vernetzt weibliche MINT-Talente, Technologie-Unternehmen sowie Hochschulen und unterstützt MINT-Studentinnen beim Übergang in den Beruf durch Career-Building-Programme.
- #SheTransformsIT stärkt die Rolle von Frauen in der Digitalisierung durch strukturelle Veränderungen.
Der OECD-Bericht "Education at a Glance" vergleicht jährlich die Bildungssysteme der 38 OECD-Mitgliedsstaaten sowie von 11 Partner- sowie Beitrittsländern.