Netzwerk geschlechtersensible Medizin NRW

Das neu gegründete „Netzwerk geschlechtersensible Medizin NRW“ macht sich daran, Geschlechteraspekte in der Medizin verstärkt zu berücksichtigen und in Lehre und Forschung einzubinden. Das Netzwerk, an dem acht Universitäten beteiligt sind, wird zukünftig geschlechtersensible Lehrmaterialen erstellen, Forschungsprojekte anbahnen sowie Tagungen und Vorträge organisieren. Der Zusammenschluss organisiert sich unter dem Dach des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW.

Die geschlechtersensible Betrachtung von Krankheiten, Symptomen und Körperstrukturen war in der Medizin lange Zeit kein Thema. Eine Generalisierung auf beide Geschlechter erfolgte in der Hauptsache über Studien und Erfahrungen mit männlichen Probanden. Mehr und mehr Studien haben jedoch gezeigt, dass die Symptome und der Verlauf vieler Erkrankungen geschlechtsabhängig sind. Männer und Frauen haben beispielsweise unterschiedliche Körperstrukturen und Hormonprofile die unterschiedliche Gesundheitsrisiken mit sich bringen und die Diagnostik, Behandlung und Prävention von Krankheiten beeinflussen. Frauen zeigen beispielsweise bei einem Herzinfarkt andere Symptome. Auch hormonelle Erkrankungen können unterschiedliche Symptome und Behandlungsbedarfe aufweisen. Ein weiteres Beispiel: Bis 2007 wurden ausschließlich an der männlichen Anatomie ausgerichtete künstliche Kniegelenke hergestellt. Frauen wurden einfach kleinere Implantate eingesetzt. Anatomische Besonderheiten des weiblichen Knies, wie etwa der schmalere und eher trapezförmige Aufbau und ein anderer Winkel zwischen der weiblichen Hüfte und dem Knie wurden nicht beachtet. Erst nachdem in zwei Untersuchungen festgestellt wurde, dass Frauen deutlich häufiger über postoperative Beschwerden klagen als Männer, kam es zu einem Umdenken und der Herstellung von Prothesen, die an der Anatomie des weiblichen Knies ausgerichtet sind.

Weitere Informationen: www.netzwerk-fgf.nrw.de/das-netzwerk/nw-geschlechtersensible-medizin