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Virtuelle Ausstellung über Lore Steubing

Wissenschaftskommunikation schon im Studium erlernen: Studierende der Uni Gießen gestalten virtuelle Ausstellung über die Biologin und Wissenschaftlerin Lore Steubing.

Lore Steubing als junge Wissenschaftlerin www.loresteubing.de © Archiv Steubing-Hanecke

Eins wusste Lore Steubing (1922–2012) schon als junge Frau: „Ich wollte in die Naturwissenschaft hinein!“ Kein einfaches Unterfangen in der männlich dominierten Wissenschaft. Aber Lore Steubing war unbeirrt: Sie studierte noch in der Zeit des Zweiten Weltkriegs Biologie und schrieb in den Wirren der Nachkriegszeit ihre Doktorarbeit. Ihre Exzellenz stand außer Frage, aber ihr Weg bis zur Professur erwies sich als äußerst steinig.

Erst im Jahr 1969 wurde sie ordentliche Professorin an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und erste Direktorin des neu gegründeten Instituts für Pflanzenökologie, das sie bis zu ihrer Emeritierung leitete. Lore Steubing entwickelte sich zu einer der renommiertesten Umweltwissenschaftlerinnen Deutschlands und wirkte bald weit über die nationalen Grenzen hinaus.

Mit Steubings spannendem Leben und einer Karriere auf Umwegen haben sich JLU-Studierende in ihrem Master-Studium der Biologie in vier Seminaren zu nachhaltiger Bildung und Wissenschaftskommunikation beschäftigt. Eines der Ergebnisse ist eine virtuelle Ausstellung zu Lore Steubing, die unter www.loresteubing.de ab dem 9. November 2023 online ist.

Die Studierenden recherchierten historische Quellen zum Leben und Forschen von Lore Steubing, wanderten zu ihren ehemaligen Feldlaboren und sprachen mit Menschen, die Steubing nahestanden, um ein neues Bild dieser ungewöhnlichen Frau zu bekommen. Was hat sie uns immer noch zu sagen? Kann Forschung glücklich machen? Wie hartnäckig muss man als Wissenschaftlerin sein? Mit diesen Fragen setzten sich die Studierenden auseinander.

„In der Ausstellung sind junge Stimmen zu hören, die sich über Forschungsmotivation Gedanken machen“, sagt Prof. Dr. Hans-Peter Ziemek, Professor für Biologiedidaktik an der JLU, der die Seminare gemeinsam mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Anna-Katharina Wöbse geleitet hat. „Und es wird auch darüber gesprochen, was eigentlich gute Lehre ausmacht.“ Man kann in der Ausstellung online auf einer Stadtführung durch Lore Steubings Gießen spazieren, sich mit ihrer vielfältigen Literatur beschäftigen oder Vorlesungsdias Steubings aus aller Welt ansehen. Es sind Erinnerungen an ein langes Leben für Forschung und Wissensvermittlung. Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln aus dem achten Ideenwettbewerb zur Frauenförderung an der JLU.

Lore Steubing war brennend an allem interessiert, was die Wechselbeziehungen zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt anging. Dabei war es für sie von zentraler Bedeutung, Fragen der Pflanzen- und Agrarökologie sowie deren Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse ganzheitlich und interdisziplinär zu betrachten. Darüber hinaus hat sie sich für die internationale Forschungszusammenarbeit eingesetzt, eine Vielzahl von Exkursionen in zahlreiche Länder durchgeführt und erfolgreich Forschungsnetzwerke u.a. mit Chile, China, Kolumbien, Ungarn und der Zentralafrikanischen Republik begründet. In Anerkennung ihrer wissenschaftlichen Lebensleistung wurde Lore Steubing mit dem „Deutschen Umweltschutzpreis 1982“ ausgezeichnet; in Ungarn erhielt sie eine Ehrendoktorwürde.

Im Jahr 2021 hat das Land Hessen das neu gegründete Lore-Steubing-Institut (LSI) nach ihr benannt, einen universitätsübergreifenden Forschungsverbund mit Beteiligung der JLU, mit dem – ganz im Sinne Steubings – die Biodiversitätsforschung in Hessen gebündelt wird und noch enger mit dem behördlichen Naturschutz in Hessen zusammenarbeitet.

Die virtuelle Ausstellung ist sowohl ein gutes Praxisbeispiel für die Integration und Einübung von Wissenschaftskommunikation bereits im Studium als auch die Sichtbarmachung der Leistungen einer innovativen Wissenschaftlerin.

Quelle: www.uni-giessen.de

Mehr Informationen unter www.loresteubing.de