IFiF-Projekte

Wie gerecht ist der Zugang zu Wikipedia-Einträgen?

Prof:in Sicht

Im IFiF-Impulse-Vortrag "Not All Scientists Are Treated Equal" stellten Prof. Dr. Elke Wolf und Zeynep Inal von Prof:inSicht Studienergebnisse zur Sichtbarkeit von Professor*innen auf Wikipedia vor.

Der IFiF-Impulse Online-Vortrag wurde aufgezeichnet, hier geht es direkt zur Aufzeichnung

Als achtmeistbesuchte Website weltweit und mit mehr als 50 % Nutzung in der deutschen Bevölkerung dient Wikipedia als wichtiges Tor zur Sichtbarkeit und Anerkennung im wissenschaftlichen Diskurs. Ein Eintrag dort stärkt die Glaubwürdigkeit und verleiht wissenschaftlicher Arbeit öffentliche Relevanz. Die Plattform bietet Wissenschaftler*innen die Möglichkeit, als Expert*innen wahrgenommen und gefunden zu werden. Doch wer erhält einen solchen Eintrag? 

Das IFiF-Projekt "Prof:inSicht - Sichtbarkeit von Professorinnen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften" beschäftigt sich genau mit dieser Frage und untersucht, wie neutral und (geschlechter-)gerecht der Zugang zu Wikipedia-Einträgen ist. Die Projektleiterin Prof. Dr. Elke Wolf und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Zeynep Inal stellten im Vortrag zunächst die vier Hauptkriterien vor, um als Wissenschaftler*in einen Artikel auf Wikipedia zu erhalten. Diese Relevanzkriterien hat Wikipedia selbst festgelegt: 

  • Der Besitz angesehener Wissenschaftspreise 
  • Internationale Anerkennung 
  • Eine prominente akademische Position, z.B. in Forschungseinrichtungen 
  • Wenn ein*e Wissenschaftler*in Namensgeber*in oder Erstbeschreiber*in einer Art bzw. Gruppe ist. 

Darauf aufbauend ist Prof:inSicht der Frage nachgegangen, ob es neben den offiziellen Relevanzkriterien noch weitere Faktoren gibt, die den Zugang zu einem Eintrag auf Wikipedia beeinflussen. Um das herauszufinden, wurde eine Umfrage an deutschen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWs) durchgeführt, an der 1.839 Professor*innen teilnahmen. Fünf Hypothesen bildeten die Grundlage der Studie:  

  • H1: Präsenz in der Presse, Publikationen und Auszeichnungen haben einen positiven Effekt auf den Zugang zu Einträgen. 
  • H2: Professor*innen an HAWs verfügen über geringere Chancen auf einen Eintrag als Professor*innen an Universitäten.  
  • H3: Eigeninitiativen für mehr Sichtbarkeit, wie z.B. die Nutzung von Social-Media-Kanälen, wirken sich positiv auf den Zugang zu Artikeln aus. 
  • H4: Die Wahrscheinlichkeit eines Eintrags ist bei Professorinnen geringer als bei Professoren. 
  • H5: Weibliche Wissenschaftler*innen aus MINT-Fächern haben bessere Chancen auf einen Artikel.  

Die zentralen Ergebnisse der Studie:  

Die Studie ergab in Bezug auf die erste Hypothese, dass die Präsenz in der Presse einen signifikanten Einfluss auf die Sichtbarkeit hat, während Auszeichnungen und Publikationen keine statistisch relevante Auswirkung zeigten. Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit, dass Professor*innen von Universitäten einen Wiki-Eintrag erhalten, fast sechs Mal so hoch wie bei Professor*innen von HAWs. Eine mögliche Erklärung liegt darin, dass Universitäten eine höhere Reputation und öffentliche Aufmerksamkeit genießen und deshalb eher als relevant eingestuft werden. Außerdem zeigt sich, dass eigene Aktivitäten zur Erhöhung der Sichtbarkeit, wie die Präsenz in den sozialen Medien oder der Aufbau eines breiten Netzwerks, die Chancen auf einen Wiki-Eintrag erhöhen.  

Bezüglich geschlechtsspezifischer Unterschiede ergaben sich durchaus überraschende Ergebnisse. Frauen in MINT-Fächern scheinen bessere Chancen auf einen Artikel haben als Männer in denselben Bereichen. Gleichzeitig sind MINT-Professor*innen insgesamt aber unterproportional auf Wikipedia sichtbar. Bei Frauen aus wissenschaftlichen Disziplinen außerhalb der MINT-Fächer lässt sich hingegen kein signifikanter Nachteil gegenüber ihren männlichen Kollegen feststellen. 

Insgesamt konnten Prof. Dr. Elke Wolf und Zeynep Inal zeigen, dass die offiziellen Relevanzkriterien von Wikipedia im Vergleich zu den anderen Einflussfaktoren, wie der Hochschultyp, die Fachdisziplin und die Eigeninitiative zur Steigerung der Sichtbarkeit, einen sehr geringen Einfluss haben. Die Ergebnisse der Studie sollen zum Ende des Jahres 2025 veröffentlicht werden. 

In der Online-Vortragsreihe IFiF-Impulse "IFiF-Impulse" stellen Beteiligte aus der Förderrichtlinie "Innovative Frauen im Fokus", mit der das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt über 30 Projekte rund um das Thema Sichtbarkeit innovativer Frauen fördert, ihre Arbeit vor und berichten von ihren Erkenntnissen und Ergebnissen. 

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Zu den Aufzeichnungen der vergangenen Vorträge 

Weitere Informationen im Projektsteckbrief Prof:inSicht