Gender Citation Gap

Ausmaß und Ursachen des Gender Citation Gap und wie man es verringern könnte

Aktuelles aus dem Projekt

  • meta-IFiF UN/SEEN, Prof:in Sicht, WINnovation, Gender Citation Gap

    IFiF-Impulse: Vorträge im Sommersemester 2024

    In der Online-Vortragsreihe IFiF-Impulse beleuchten Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Disziplinen die Sichtbarkeit von innovativen Frauen.

Gender Citation Gap in der Politikwissenschaft

Die Anzahl der Zitationen eines Artikels gelten in der Wissenschaft als Maß für den Impact einer Forscherin bzw. eines Forschers. Ein strukturelles Gender Citation Gap (GCG) würde zu einem Karrierenachteil von Forscherinnen führen, da diese bei gleicher Publikationsqualität wie Männer weniger Zitationen erhielten. In diesem Projekt wird eine umfassende Analyse des GCG in der internationalen Politikwissenschaft vorgenommen. Gleichwohl die Bedeutung von Zitationen hoch ist, gibt es wenig Forschung über das GCG in der Politikwissenschaft. Bisherige Studienergebnisse sind gemischt und es lassen sich sowohl Belege für das Bestehen eines GCG als auch für dessen Fehlen finden.

Analyse mittels größerer Datenbasis, Kausalmodellen, Quasiexperimenten und Agent-Based Modeling

Vor diesem Hintergrund leistet das Projekt vier Beiträge:

  • Empirisch wird eine größere Datenbasis angestrebt, um zu breiteren Erkenntnissen zu kommen und z.B. Unterschiede über Zeit zu analysieren.
  • Hypothesen über Ursachen des GCG werden formuliert und in Kausalmodelle (directed acyclic graphs, DAGs) überführt. Dies erhöht die Transparenz der Theorie und erlaubt es, gezielt Identifikationsannahmen und dementsprechende statistische Modelle abzuleiten.
  • Um spezielle publikationsbezogene Effekte auf das GCG zu schätzen, werden designbasierte Ansätze genutzt. Es wird untersucht, inwiefern sich Unterschiede in Begrenzungen der Wortzahl oder der Seitenzahl negativ auf die Zitationen auswirken, die Frauen erhalten.
  • Auf Basis theoretischer Überlegungen und den statistischen Erkenntnissen werden Simulationsanalysen eingesetzt. Das Ziel sind simulationsbasierte Erkenntnisse darüber, wie sich kurzfristige, leicht umsetzbare redaktionelle Maßnahmen in einem komplexen System wie dem Publikationswesen auf das GCG auswirken. Aus dem Zusammenspiel der Erkenntnisse können praktische Empfehlungen für Herausgeber*innen abgeleitet werden, um Karrierenachteile von Frauen zu verringern.

Alles auf einen Blick

Unser Team besteht aus Ayjeren Bekmuratovna R., Katie Nutley und Ingo Rohlfing und ist an der Universität Passau angesiedelt. Wir werden in unserer Arbeit durch Hilfskräfte unterstützt.

Im Zentrum des Projekts steht das Gender Citation Gap (GCG) in politikwissenschaftlichen, begutachteten (peer review) Zeitschriftenartikeln. Das Gender Citation Gap bedeutet, dass Artikel von Wissenschaftlerinnen weniger von anderen Wissenschaftler*innen zitiert werden als gleichwertige Artikel von Wissenschaftlern. Dies ist ein Problem, weil Zitationen eine wichtige „Währung“ sind, die für die Karriere und das Ansehen einer Forscher*in wichtig sind. Mit unserem Projekt wollen wir das Bewusstsein dafür schärfen, wie groß das GCG ist, was seine Ursachen sind und welche Maßnahmen man ergreifen sollte, um es zu verringern.

Die erste Zielgruppe sind Wissenschaftler*innen, die in ihren Arbeiten die Forschung von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zitieren und dadurch bewusst oder unbewusst zum GCG beitragen. Durch das Projekt sollen Wissenschaftler*innen für ihr Zitierverhalten sensibilisiert werden.

Die zweite Zielgruppe sind die Herausgeber*innen wissenschaftlicher Zeitschriften. Herausgeber*innen treffen die Entscheidung darüber, welche Artikel in ihrer Zeitschrift veröffentlicht werden und welche Vorgaben dabei einzuhalten sind. Ihnen kommt daher eine Schlüsselrolle in der Verringerung eines GCG zu. Das Projekt soll Herausgeber*innen für das Thema sensibilisieren und ihnen Möglichkeiten aufzeigen, wie sie durch gezielte Veröffentlichungsmaßgaben zu einer Verringerung des GCG beitragen können.

In unserem Projekt verwenden wir eine Kombination aus quantitativen Methoden und Computational Social Science, um das Ausmaß des GCG zu schätzen und mögliche Ursachen zu bestimmen. Wir greifen dabei auf Zitationsdaten für politikwissenschaftliche Zeitschriftenartikel zurück und verwenden Forschungsdesigns wie natürliche Experimente, um herauszufinden, was mögliche Gründe für das GCG sind. In einem letzten Schritt wollen wir Simulationen (agent based modelling) nutzen, um besser abschätzen zu können, ob bestimmte Veränderungen im wissenschaftlichen Publizieren dazu beitragen können, das GCG zu verringern und wie stark die Verringerung ausfallen würde.