heiCHANGE

Sichtbarkeit durch strukturellen Wandel

Steckbrief

Institution:
Universität Heidelberg
Laufzeit:
Oktober 2022 - September 2025
Kontakt:
Prof. Dr. Christiane Schwieren & Ursula Stricker-Ellsiepen
ursula.stricker@uni-heidelberg.de

Aktuelles aus dem Projekt

Änderung der Bedingungen für Sichtbarkeit

Sichtbarkeit bedingt sich in der Wissenschaft häufig aus dem Einsatz von Mitteln zur Selbstvermarktung. Eigenschaften, die hierbei zum Erfolg führen, sind neben wissenschaftlicher Leistung auch Wettbewerbsneigung, Extraversion, hohes Selbstvertrauen etc., die häufig Männer stärker als Frauen vorweisen. Ein großer Teil der traditionellen Förderung der Sichtbarkeit von Frauen bezieht sich deshalb auch darauf, Frauen in diesen Eigenschaften zu trainieren.

Wunsch nach Perspektivwechsel

Dabei gerät aus dem Blick, ob diese Eigenschaften der eigentlichen Aufgabe von Wissenschaft überhaupt zuträglich sind. Das Projekt heiCHANGE zielt darauf ab, zu erforschen, wie „Sichtbarkeit“ auch anders funktionieren kann, so dass Innovationen von allen in der Wissenschaft Tätigen sichtbar gemacht und Rollenvorbilder für verschiedene junge Menschen gefördert werden können, ohne dass die präferierte Arbeitsweise oder Persönlichkeitseigenschaften verändert werden müssen.

Schrittweises Vorgehen

Hierfür kommen mehrere, komplementäre Methoden zum Einsatz:
a) Umfrageexperimente mit einer Stichprobe von ca. 400 Wissenschaftler*innen aus allen Fachbereichen, die über zwei Jahre begleitet werden, so dass auch ein Teil ihres Werdegangs analysiert werden kann.
b) Eine Interventionsstudie mit einer Teilstichprobe junger Wissenschaftler*innen an der Universität Heidelberg, die ihre Sichtbarkeit mit Hilfe einer Online-Plattform steigern können. Hier werden verschiedene Varianten der Darstellung systematisch getestet. Weitere Maßnahmen sind Workshops und Formate zur Role-Model-Diskussion.
c) Schließlich ein Vergleich mit dem Programm der „ZEIT“ zur Erhöhung der Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft, das gerade angelaufen ist.

Öffentlichkeitswirksame Maßnahmen

Begleitend findet eine Rahmung mit Podcasts und ähnlichen öffentlichkeitswirksamen Formaten sowie mit Veranstaltungen statt. Außerdem soll ein einem Reallabor ähnlicher Prozess mit Stakeholdern der Universität durchgeführt werden, um Ideen zu strukturellen Änderungen zu generieren und testweise umzusetzen.
Ziel des Gesamtprojekts ist dabei, nicht mehr die Frauen zu verändern, sondern die Strukturen so zu verändern, dass inklusive und innovativere Wissenschaft möglich ist.

Alles auf einen Blick

Wir sind ein gemischtes Projektteam aus Mitgliedern des Lehrstuhls für Organizational Behavior (Christiane Schwieren, Sara Engeler, Patricia von Mellenthin), von UNIFY - Unit for Family, Diversity & Equality (Evelyn Kuttikattu und Carmen Waiblinger) und hei_INNOVATION, der Transferagentur der Universität (Raoul Haschke, Ursula Stricker-Ellsiepen).

Ziel des Projekts ist, Anregungen zu Veränderungen der Strukturen in der (deutschen) Wissenschaft zu geben, die darauf abzielen, nicht mehr Frauen an das bestehende System anzupassen, sondern das System so zu gestalten, dass sich vielfältige Menschen in ihm entwickeln, wohlfühlen und zu wissenschaftlichen Innovationen beitragen können.

Dazu werden wir Grundlagenforschung mit Anwendung kombinieren: Grundlagenforschung dazu, wie Geschlechtsunterschiede in Präferenzen für Statuswettbewerb und für bestimmte Aufgaben und Arbeitsgestaltung die Sichtbarkeit im Wissenschaftsbetrieb beeinflussen. Anwendungsforschung bei der Entwicklung von innovativen Formen der (Selbst-)darstellung von Wissenschaftler*innen auf einer Online-Expert*innen Plattform. Durch passende Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit möchten wir für die Fragen des Projekts sensibilisieren.

In erster Linie Wissenschaftlerinnen, grundsätzlich sollten vom Strukturwandel auch Männer profitieren.

Wir kombinieren Laborexperimente zu Grundlagenaspekten mit Survey-Elementen in einer auf zwei Jahre angelegten Begleitung von Wissenschaftler*innen. Dabei spielt die wissenschaftliche Testung einer Online-Plattform zur (Selbst-)präsentation von Expert*innen in der Wissenschaft eine große Rolle. Wir konzipieren verschiedene Arten der Darstellung auf dieser Plattform, bieten Workshops und Handreichungen zur (Selbst-)darstellung (Treatments) an und vergleichen diese systematisch. Die Forschung „unserer“ Plattform stimmen wir mit dem aktuellen Programm der Wochenzeitung „Die ZEIT“ ab, die im Rahmen von „Zia – Visible Women in Science“ die Förderung von Frauen in der Wissenschaft beabsichtigt. Die dort ausgewählten Wissenschaftlerinnen schließen wir in unsere Forschung ein.