Frauenanteil Professuren

Wie hoch ist der Frauenanteil bei Professuren in Deutschland?

Frauen sind auf der höchsten Karrierestufe in der Wissenschaft nach wie vor unterrepräsentiert. Während zu Beginn der wissenschaftlichen Laufbahn etwas mehr Frauen als Männer ein Studium aufnehmen (52,3 Prozent), zeigt sich bei den Professuren ein anderes Bild: Im Jahr 2022 wurde nur etwas mehr als ein Viertel der Professuren von Frauen besetzt (vgl. auch Leaky Pipeline).

Allerdings ist die Zahl von Professorinnen im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte stetig gestiegen. Während sich die Anzahl der Männer auf Professuren von 34.276 im Jahr 1997 nur leicht auf 36.835 im Jahr 2022 erhöht hat, hat sich die Anzahl der Frauen im gleichen Zeitraum von 3.392 auf 14.326 Professorinnen vervierfacht. Der Frauenanteil lag dementsprechend im Jahr 1997 bei nur 9 Prozent. Im Jahr 2000 wurde mit einem Anteil von 10,5 Prozent die 10-Prozent-Marke überschritten. 10 Jahre später, im Jahr 2010, war der Frauenanteil bei den Professuren mit 19,2 Prozent fast doppelt so hoch. Seitdem steigt der Anteil der Professorinnen an allen Professuren kontinuierlich um durchschnittlich 0,7 Prozentpunkte pro Jahr und lag zuletzt (im Jahr 2022) bei 28,0 Prozent.  

Die Bezahlung von Professuren ist in unterschiedliche Besoldungsstufen aufgeteilt. Während im Jahr 2022 bei den Juniorprofessuren eine fast paritätische Verteilung der Geschlechter zu finden ist (Frauenanteil bei 48,7 Prozent), geht die Schere mit jeder höheren Besoldungsstufe deutlicher auseinander (vgl. auch Leaky Pipeline). Der Frauenanteil bei C2- Professuren lag bei 29,4 Prozent, bei W2- bzw. C3-Professuren mit 28,6 Prozent etwas darunter, bei W3- bzw. C4-Professuren sogar nur bei 23,8 Prozent. Bei einer gleichbleibenden Steigerung des Frauenanteils wie in den letzten 20 Jahren, wäre eine Geschlechterparität bei den W3-Professuren erst in 50 Jahren erreicht, wie das Kompetenzzentrum in Wissenschaft und Forschung berechnet hat.1 Das Professorinnenprogramm als zentrales Instrument von Bund und Ländern setzt an dieser Stelle mit der inzwischen vierten Programmphase an, um die Geschlechterparität bei den Professuren weiter voranzubringen und Gleichstellungsstrukturen zu stärken. 

Professuren in Deutschland nach Geschlecht und Fächergruppe

Große Unterschiede in den einzelnen Fächergruppen

Der Frauenanteil bei den Professuren unterscheidet sich stark nach der jeweiligen Fächergruppe. Bezogen auf das Jahr 2022 liegt der Frauenanteil in den Geisteswissenschaften mit 42,4 Prozent mit Abstand am höchsten. Immerhin etwas mehr als ein Drittel aller Professuren wird in der Fächergruppe Kunst/Kunstwissenschaft von Frauen besetzt (37,0 Prozent). Im mittleren Bereich mit Frauenanteilen um die 30 Prozent liegen die Fächergruppen Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (33,5 Prozent), die Agrar-, Forst- & Ernährungswissenschaften und Veterinärmedizin (32,8 Prozent), Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften (28,4 Prozent) und die Fächergruppe Sport (27,4 Prozent). Die beiden niedrigsten Frauenanteile finden sich in der Fächergruppe Mathematik/Naturwissenschaften, in der mit 22,3 Prozent nur gut jede fünfte Professur mit einer Frau besetzt ist, und in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften, in der dies mit 15,6 Prozent nur bei jeder siebten Professur der Fall ist. 

Zeitvergleich Frauenanteil Professuren nach Fächergruppe

Die Betrachtung der Frauenanteile in den einzelnen Fächergruppen im Zeitverlauf zeigt, dass der Frauenanteil über die Jahre prozentual gesehen in den Fächergruppen am stärksten gestiegen ist, in denen die Frauenanteile im niedrigen oder mittleren Bereich liegen. Den deutlichsten Zuwachs gab es in der Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften. Hier hat sich der Frauenanteil in den Jahren von 2001 bis 2021 von 6,6 auf 27,0 Prozent vervierfacht und ist zum Jahr 2022 weiter gestiegen (28,4 Prozent). In den Fächergruppen Mathematik/Naturwissenschaften und Sport ist der Frauenanteil an Professuren im Jahr 2021 etwas mehr als dreimal so hoch wie im Jahr 2001 (6,5 bzw. 8,8 Prozent in 2001; 21,5 bzw. 28,4 Prozent in 2021). Zum Jahr 2022 ist der Frauenanteil unter Professor*innen der Mathematik/Naturwissenschaften weiter gestiegen (22,3 Prozent), im Sport leicht gesunken (27,4 Prozent). Auch in den Ingenieurwissenschaften – der Fächergruppe mit dem geringsten Frauenanteil an den Professuren – hat sich dieser von 2001 (Professorinnenanteil: 5,1 Prozent) bis 2021 (Professorinnenanteil: 14,8 Prozent) fast verdreifacht und ist zum Jahr 2022 auf 15,6 Prozent gestiegen.

Literatur

Literatur 

1 CEWS (2022): Frauenanteile an Habilitationen, Berufungen, Professuren und C4/W3-Professuren, 1980 – 2021. Online: www.gesis.org/cews/daten-und-informationen/statistiken/thematische-suche/detailanzeige/article/frauenanteile-an-habilitationen-berufungen-professuren-und-c4-w3-professuren (Abgerufen am 14.06.2023) 

Weiterführende Publikationen

Hinweise zu den Daten

Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.

Datenquelle:  
Statistisches Bundesamt 2023, Statistik des Hochschulpersonals, Tabelle 21341-0003: Professoren: Deutschland, Jahre, Fächergruppen, Geschlecht (vorher Fachserie 11 Reihe 4.4, Personal an Hochschulen) 

Anmerkungen

  • Die Statistik erscheint einmal jährlich mit dem Stichtag: 1.12. im Berichtsjahr. 

  • Erfasst wird das am Stichtag neben- oder hauptberuflich tätige Personal. 

  • Die Datengewinnung erfolgt über die Verwaltungsdaten der Hochschulen, die für administrative Zwecke erhoben werden.  

Einschränkungen / Brüche in den Daten: 
Die Fächersystematik wurde vor allem ab dem Berichtsjahr 2015 grundlegend geändert. 
Ab 2015 gilt eine überarbeitete Fächersystematik. Hierbei handelt es sich um rein textliche Änderungen, aber auch um die Zusammenlegung von Fächergruppen oder einer Verschiebung von Lehr- und Forschungsbereichen in andere Fächergruppen. Die Ergebnisse ab 2015 sind daher nur eingeschränkt mit den Vorjahren vergleichbar.  

  • Die bisherige Fächergruppe "Sprach- und Kulturwissenschaften" wird umbenannt in "Geisteswissenschaften".  

  • Die bisher separat nachgewiesene Fächergruppe "Veterinärmedizin" ist in der Fächergruppe "Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin" aufgegangen, die Zuordnung ist hierfür rückwirkend für alle dargestellten Jahre umgesetzt.  

  • Die Lehr- und Forschungsbereiche „Psychologie“, „Erziehungswissenschaften“ sowie der bisherige Studienbereich „Sonderpädagogik“ werden statt in der Fächergruppe „Geisteswissenschaften“ (bisher „Sprach- und Kulturwissenschaften“) seitdem in der Fächergruppe „Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ nachgewiesen. 

  • Der Lehr- und Forschungsbereich „Informatik“ erfolgt statt in der Fächergruppe „Mathematik, Naturwissenschaften“ seitdem in der Fächergruppe „Ingenieurwissenschaften“.  

Im Jahr 2020 erfolgten Anpassungen, die vor allem Verschiebungen einzelner Fachgebiete innerhalb der Fächergruppen betreffen und damit nur geringe Auswirkungen auf die Vergleichbarkeit mit den Vorjahren haben.