Frauenanteil an Professuren in MINT

Wie hoch ist der Frauenanteil bei MINT-Professuren in Deutschland?

Die Präsenz von Frauen auf der höchsten Stufe der akademischen Laufbahn spielt eine zentrale Rolle für die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft. Professorinnen treten als fachliche Expertinnen in Erscheinung und übernehmen zentrale Aufgaben in Forschung und Lehre an Hochschulen. In den vergangenen zwei Jahrzehnten ist die Zahl der Professorinnen in Deutschland zwar stetig gestiegen, dennoch sind Frauen mit einem Anteil von 28,8 Prozent an allen Professuren weiterhin unterrepräsentiert (vgl. Frauenanteil an Professuren).

Besonders in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) fehlt es noch an sichtbaren weiblichen Vorbildern, um Geschlechterstereotype aufzubrechen und mehr Frauen für eine wissenschaftliche Karriere in MINT zu begeistern. Die folgenden Daten und Grafiken zeigen, wie sich der Frauenanteil in MINT-Professuren entwickelt hat.

MINT-Fächer machen einen bedeutenden Anteil am deutschen Hochschulsystem aus: Im Jahr 2023 entfielen rund 38 Prozent aller Professuren auf diesen Bereich (zur Zuordnung der MINT-Fächer s. Hinweise zu den Daten). Zwischen 1997 und 2023 ist die Zahl der Professuren in MINT-Fächern um rund 21 Prozent gestiegen, wobei der Anstieg erst seit 2008 kontinuierlich verlief. Die Zahl der Männer in MINT-Professuren unterlag in diesem Zeitraum deutlichen Schwankungen und nahm insgesamt nur leicht zu (von 15.835 auf 16.217). Dagegen stieg die Zahl der Professorinnen in MINT-Fächern beständig an und hat sich über den gesamten Zeitraum mehr als verfünffacht – von 665 auf 3.679. Auch der Frauenanteil ist dabei kontinuierlich gestiegen, von 4 Prozent im Jahr 1997 auf 18,5 Prozent im Jahr 2023. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Zunahme von rund 0,6 Prozentpunkten.

In „Nicht-MINT“-Fächern (Fächer außerhalb der MINT-Disziplinen) waren Frauen bereits vor 25 Jahren häufiger bei Professuren vertreten und ihr Anteil ist in stärkerem Maße gestiegen als in MINT-Fächern. Die Gesamtzahl der Professuren in Nicht-MINT-Fächern stieg zwischen 1997 und 2023 um rund 51 Prozent. Die Zahl der Professorinnen vervierfachte sich von 2.702 auf 11.020, der Frauenanteil stieg dabei von 13 Prozent auf 35,3 Prozent. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Zunahme von rund 0,9 Prozentpunkten.

Obwohl die Zahl der Professorinnen in den MINT-Fächern über die Jahre kontinuierlich gestiegen ist, liegt der Frauenanteil weiterhin unter dem in anderen Fächern und bleibt noch hinter der Entwicklung in anderen Bereichen zurück.

Ein zentrales Instrument, um den Frauenanteil bei Professuren zu erhöhen, ist das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder, das sich inzwischen in der vierten Programmphase befindet. Das Programm zielt darauf ab, Geschlechterparität bei den Professuren weiter voranzubringen und Gleichstellungsstrukturen an Hochschulen zu stärken. Seit 2008 wurden in den ersten drei Programmphasen insgesamt 820 Professuren gefördert, die meisten davon im MINT-Bereich und in den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Stand 2022).1

MINT ist nicht gleich MINT: Deutliche Unterschiede zwischen MINT-Disziplinen

Die Bezahlung von Professuren ist in unterschiedliche Besoldungsstufen aufgeteilt. Während im Jahr 2023 fast 40 Prozent der Juniorprofessuren (niedrigste Besoldungsstufe) im MINT-Bereich von Frauen besetzt sind, liegt der Frauenanteil auf der höchsten Besoldungsstufe, den W3- bzw. C4-Professuren, nur bei 16,9 Prozent. Der Frauenanteil bei C2-Professuren und bei W2- bzw. C3-Professuren liegt mit 17,9 bzw. 18,1 Prozent nur etwas darüber. In Nicht-MINT-Fächern sind fast 30 Prozent der Professor*innen auf der höchsten Besoldungsstufe weiblich (vgl. Leaky Pipeline in MINT-Fächern).

MINT ist nicht gleich MINT: Deutliche Unterschiede zwischen MINT-Disziplinen

Im Jahr 2023 liegt der Frauenanteil für alle MINT-Professuren bei 18,5 Prozent. Zu den MINT-Disziplinen zählen die insgesamt 20 Lehr- und Forschungsbereiche der Fächergruppen „Mathematik, Naturwissenschaften“ sowie „Ingenieurwissenschaften“. Zwischen den einzelnen Lehr- und Forschungsbereichen gibt es große Unterschiede in der Geschlechterverteilung, wobei in sämtlichen Disziplinen mehr Männer als Frauen Professuren besetzen. Zusammengefasst ist der Frauenanteil in der Fächergruppe „Mathematik und Naturwissenschaften“ (insgesamt 6.652 Professuren) mit 23,7 Prozent höher als in den „Ingenieurwissenschaften“ (insgesamt 13.244 Professuren), wo er bei lediglich 15,9 Prozent liegt.

Die mit Abstand meisten Professuren innerhalb der MINT-Fächer entfallen auf die ingenieurwissenschaftlichen Bereiche Maschinenbau/Verfahrenstechnik (3.431 Professuren), Informatik (3.293) und Elektro- und Informationstechnik (2.090). Obwohl in der Informatik auch die absolute Zahl der Professorinnen im Vergleich zu anderen MINT-Bereichen am höchsten ist, beträgt der Frauenanteil lediglich 15,5 Prozent – nicht einmal jede sechste Professur ist hier mit einer Frau besetzt. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik mit einem Frauenanteil von 13,6 Prozent. Noch geringer fällt der Anteil in der Elektro- und Informationstechnik aus: Nur 9,6 Prozent der Professuren sind hier mit Frauen besetzt. Damit gehört dieser Bereich – ebenso wie Verkehrstechnik, Nautik (9,1 Prozent) – zu den MINT-Bereichen mit den niedrigsten Frauenanteilen.

In der Raumplanung zeigt sich mit 38,5 Prozent der höchste Frauenanteil unter allen betrachteten MINT-Bereichen. Allerdings handelt es sich dabei um einen kleineren Bereich mit bundesweit nur 135 Professuren. Auch in der Architektur (31,9 Prozent Frauenanteil) sind Frauen überdurchschnittlich vertreten. In der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik ist etwa jede fünfte Professur mit einer Frau besetzt (22,6 Prozent); in allen anderen ingenieurwissenschaftlichen Bereichen liegt der Frauenanteil unter 20 Prozent.

In der Fächergruppe „Mathematik und Naturwissenschaften“ entfallen die meisten Professuren auf die Bereiche Mathematik, Physik und Astronomie, Biologie sowie Chemie – jeweils mit über 1.000 Professuren. Relativ betrachtet am stärksten vertreten sind Frauen in den Bereichen Geographie (35,4 Prozent Frauenanteil) und Biologie (31,4 Prozent). Innerhalb der mathematisch/ naturwissenschaftlichen Fächergruppe stellt die Biologie zudem die größte absolute Zahl an Professorinnen – insgesamt 417 Frauen sind hier auf Professuren tätig.

In der Pharmazie sowie im Bereich „Mathematik, Naturwissenschaften allgemein“ liegt der Frauenanteil jeweils bei knapp 30 Prozent. In den übrigen mathematischen und naturwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbereichen sind weniger als ein Viertel der Professuren mit Frauen besetzt, am niedrigsten ist der Anteil in Physik und Astronomie mit lediglich 14,1 Prozent.

Insgesamt zeigt sich: Frauen sind bei MINT-Professuren vor allem in kleineren oder lebenswissenschaftlich orientierten Bereichen stärker vertreten.

Starker Zuwachs bis Stagnation: Unterschiedliche Entwicklungen in MINT-Disziplinen

Starker Zuwachs bis Stagnation: Unterschiedliche Entwicklungen in MINT-Disziplinen

Der Frauenanteil bei Professuren hat sich zwischen 1997 und 2023 in allen Lehr- und Forschungsbereichen in MINT erhöht. Bereits im Jahr 1997 zeichnete sich innerhalb der MINT-Disziplinen ein differenziertes Bild ab, das sich im Laufe der Zeit deutlich weiter ausprägte. 1997 lagen die Frauenanteile zwischen 0 Prozent im „Bergbau und Hüttenwesen“ und 12,7 Prozent im Bereich „Pharmazie“. Heute sind in den Bereichen „Verkehrstechnik, Nautik“ und „Elektrotechnik und Informationstechnik“ weniger als 10 Prozent der Professuren mit Frauen besetzt, während in der Architektur und Biologie über 30 Prozent erreicht werden. In den vergleichsweise kleineren Bereichen Raumplanung und Geographie liegt der Anteil sogar noch darüber (s.o.)

Ein Vergleich der Entwicklungen in Biologie, Informatik sowie Maschinenbau/Verfahrenstechnik zeigt exemplarisch die unterschiedlichen Dynamiken in verschiedenen MINT-Bereichen auf.

Mit 31,4 Prozent liegt der Frauenanteil bei Professorinnen in der Biologie aktuell deutlich über dem Frauenanteil in allen MINT-Disziplinen (18,5 Prozent). Bereits 1997 lag der Frauenanteil mit 8,5 Prozent etwas über dem Frauenanteil für den gesamten MINT-Bereich (4 Prozent). Bis zum Jahr 2023 stieg die Zahl der Professorinnen und auch ihr relativer Anteil an allen Professuren in der Biologie beinahe kontinuierlich an, mit einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 0,9 Prozentpunkten. Damit verlief die Entwicklung des Frauenanteils in der Biologie ähnlich stark wie in Nicht-MINT-Fächern, wenn auch auf etwas niedrigerem Niveau.

Auch in der Informatik lag der Frauenanteil im Jahr 1997 mit 5,1 Prozent über dem Frauenanteil in MINT insgesamt. Obwohl es 2023 fast neunmal so viele Informatik-Professorinnen gibt wie vor rund 25 Jahren, hat sich der Frauenanteil in diesem Zeitraum nur um durchschnittlich 0,4 Prozentpunkte im Jahr erhöht und liegt heute unter dem Frauenanteil für alle MINT-Bereiche zusammengefasst. Während der Anteil zwischen 2012 und 2018 quasi stagnierte, nahm er in den Jahren von 2018 bis 2022 mit durchschnittlich 0,8 Prozentpunkten pro Jahr deutlich stärker zu. Im Jahr 2023 liegt der Frauenanteil allerdings wieder auf dem Vorjahresniveau.  

Die größte Anzahl an Professuren entfiel auch im Jahr 1997 schon auf den Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik. Während die Zahl der Professuren in der Biologie allerdings seit 1997 leicht gestiegen ist und sich im Bereich der Informatik sogar verdreifacht hat, schwankte die Zahl der Professuren im Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik über die Zeit und liegt 2023 auf dem gleichen Niveau wie 1997 (rund 3.500 Professuren). Der Frauenanteil war hier mit 3,4 Prozent noch etwas geringer als im gesamten MINT-Bereich und entwickelte sich auf einem ähnlichen Niveau wie in der Informatik, mit einer Steigerung von durchschnittlich 0,4 Prozentpunkten im Jahr und Phasen des Rückgangs bzw. der Stagnation.

Trotz vergleichbarer Ausgangswerte haben sich die Frauenanteile in den verschiedenen MINT-Disziplinen unterschiedlich entwickelt. Während in der Biologie ein kontinuierlicher Aufwärtstrend zu beobachten ist, zeigen Informatik und Maschinenbau/Verfahrenstechnik eher Phasen langsamen Wachstums und zeitweiser Stagnation. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede innerhalb der MINT-Fächer haben sich damit weiter verfestigt.

Fazit

Die Zahlen zeigen, dass es weiterhin Handlungsbedarf zur Erhöhung des Frauenanteils bei MINT-Professuren gibt – zugleich wird deutlich, dass die Entwicklungen in den einzelnen Disziplinen sehr unterschiedlich verlaufen und differenzierte Maßnahmen erforderlich sind.

Literatur

Literatur

1 Dr. Jan Biela, Katharina Warta, Nadia Galati, Simon Zingerle, Prof. Silvie Klein-Franke (2022): Evaluation des Professorinnenprogramms des Bundes und der Länder: Dritte Programmphase und Gesamtevaluation Evaluationsbericht. Online: https://www.bmftr.bund.de/DE/Forschung/Wissenschaftssystem/GleichstellungUndVielfaltInDerWissenschaft/Professorinnenprogramm/professorinnenprogramm_node.html (Abgerufen am 28.08.2025).

Weiterführende Publikationen

Hinweise zu den Daten

Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.

Datenquellen:

  1. Professuren in MINT-Fächern insgesamt und in „Nicht-MINT-Fächern“ insgesamt: Statistisches Bundesamt 2025: Statistik des Hochschulpersonals, Tabelle 21341-0003: Professoren: Deutschland, Jahre, Fächergruppen, Geschlecht
  2. Professuren nach Lehr- und Forschungsbereichen: Statistisches Bundesamt 1998-2022: Fachserie 11, Reihe 4.4: Personal an Hochschulen; Statistisches Bundesamt 2023, 2024: Statistik des Hochschulpersonals - Statistischer Bericht - Berichtsjahr 2023 

Anmerkungen:

  • Die Statistik erscheint einmal jährlich mit dem Stichtag: 1.12. im Berichtsjahr. 
  • Erfasst wird das am Stichtag neben- oder hauptberuflich tätige Personal. 
  • Die Datengewinnung erfolgt über die Verwaltungsdaten der Hochschulen, die für administrative Zwecke erhoben werden.
  • Bei den Professuren werden nur hauptberufliche Professuren ohne Gastprofessuren aufgeführt.

Zuordnung der MINT-Fächer: Die Fächersystematik des Statistischen Bundesamtes ordnet verwandte Studienfächer an Hochschulen übergeordneten Studienbereichen bzw. Lehr- und Forschungsbereichen zu, die wiederum zu Fächergruppen zusammengefasst sind. Zum MINT-Bereich zählen die Fächergruppen „Mathematik, Naturwissenschaften“ und „Ingenieurwissenschaften“. Der hier dargestellte Bereich „Nicht-MINT“ umfasst entsprechend alle anderen Fächergruppen: „Geisteswissenschaften“, „Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften“, „Agrar-Forst- und Ernährungswissenschaften, Veterinärmedizin“, „Kunst, Kunstwissenschaft“, „Rechts-Wirtschafts- und Sozialwissenschaften“ und „Sport“.