#3FragenAn das IFiF-Projekt WomenInQuantumTech
WomenInQuantumTechmeta-IFiF wollte mehr über die Mechanismen wissen, die Frauen in den Quantentechnologien un-/sichtbar machen, und hat bei der Projektleiterin Prof. Dr. Martina Erlemann nachgefragt.
Die Quantentechnologie gilt als eine der zentralen Schlüsseltechnologien der Zukunft. Sie nutzt besondere physikalische Eigenschaften auf der Ebene kleinster Teilchen und ermöglicht dadurch völlig neue Anwendungen, wie etwa Quantencomputer oder hochpräzise Sensorik. Eine gleichwertige Teilhabe hochqualifizierter Frauen in den Quantentechnologien ist jedoch noch nicht realisiert, denn Frauen sind gerade in den MINT-Fächern, die zu einer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in den Quantentechnologien hinführen, wie etwa Physik, Informatik und einige Ingenieurwissenschaften, noch stark unterrepräsentiert. Hinzu kommt, dass die Frauen, die als Leistungs- und Potenzialträgerinnen in den Quantentechnologien tätig sind, weniger sichtbar sind als ihre männlichen Kollegen.
Das IFiF-Projekt WomenInQuantumTech erforscht die Mechanismen, die Frauen in den Quantentechnologien un-/sichtbar machen, und entwickelt Strategien, um ihre Rolle zu stärken. Darüber wollten wir von meta-IFiF mehr wissen und haben bei der Projektleiterin, Prof. Dr. Martina Erlemann, nachgefragt.
Welche Mechanismen haben Sie bislang identifiziert, die zur Unsichtbarkeit von Frauen in den Quantentechnologien beitragen?
Frauen sind in Studienfächern, die in eine Tätigkeit im Bereich der Quantentechnologien führen – etwa Physik, Informatik oder bestimmte Ingenieurwissenschaften – nach wie vor stark unterrepräsentiert. Diese Ungleichheit setzt sich bis in die höheren akademischen Ränge fort: Frauen erhalten seltener Preise und Auszeichnungen, haben seltener Leitungsfunktionen inne, zum Beispiel als Sprecherinnen von Forschungsverbünden. Das macht sie einerseits weniger sichtbar. Andererseits erhalten sie als Minderheit in diesem Feld oft ungewollt Aufmerksamkeit und werden nicht selten kritisch beäugt, ein Phänomen der Hypersichtbarkeit. Die Gleichung „Je sichtbarer, desto besser“ geht also nicht auf. Entscheidend ist die Art der Sichtbarkeit.
Wo sehen Sie zentrale Hebel, um die Sichtbarkeit von Frauen inner- und außerfachlich zu erhöhen?
Entscheidend für die innerfachliche Sichtbarkeit sind erfolgreiches Mentoring und eigene Strategien, es einzufordern. Gerade jüngere Forscherinnen unterschätzen oft, dass Sichtbarkeit aktiv hergestellt werden muss – gute Leistungen allein reichen nicht. Frauen können selbst dazu beitragen, indem sie sich für Preise vorschlagen lassen, Empfehlungen einfordern und Netzwerke gezielt nutzen. Aber auch die – zumeist männlichen Mentoren – müssen sich aktiv für die Sichtbarkeit ihrer weiblichen Mentees einsetzen. Für die außerfachliche Sichtbarkeit sollten Pressestellen der Universitäten und Einrichtungen der Wissenschaftskommunikation mehr dazu beitragen, Forscherinnen in den Quantentechnologien sichtbar zu machen – nicht als Ausnahme, sondern als Selbstverständlichkeit.
Kann mehr Sichtbarkeit von Frauen in den Quantentechnologien dazu beitragen, mehr Frauen für diesen Bereich zu gewinnen?
Je vielfältiger Frauen – inner- wie außerwissenschaftlich – sichtbar werden, desto facettenreicher erscheint die Community der Quantentechnologien. Wenn über unterschiedliche Personen berichtet wird, signalisiert das: Hier arbeiten Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen. Das kann nicht nur mehr Frauen für das Feld gewinnen, sondern allen Geschlechtern zugutekommen. Entscheidend ist, zu zeigen, dass auch bislang unterrepräsentierte Gruppen willkommen sind und als ebenso selbstverständlich gelten wie die derzeit dominierende Gruppe der männlichen Kollegen. Ziel ist eine Normalität, in der Geschlecht keine Rolle mehr spielt und alle gleichermaßen selbstverständlich Teil der Quantentechnologien sind.