IFiF-Projekte

Innovationen von Frauen im Bauingenieurwesen: Projektabschluss

Vision2028

Im Forschungsprojekt Vision2028 wurden Innovationen von Frauen seit 1928 identifiziert und sichtbar gemacht, um Zukunftspotenziale für 2028 zu aktivieren.

Zielsetzung und Forschungsfrage

Das Forschungsprojekt Vision2028 hat es sich zum Ziel gemacht, die Geschichte und Gegenwart innovativer Frauen im Bauingenieurwesen zu erforschen. Hierbei standen drei Hauptziele im Fokus:

  • erstens, die Untersuchung der historischen Präsenz und der aktuellen Relevanz dieser Frauen;
  • zweitens, die Schaffung und kontinuierliche Aktualisierung von Sichtbarkeit für diese Frauen; und
  • drittens, die Förderung junger Frauen, um ihnen die aktive Teilhabe an der Gestaltung der Zukunft zu ermöglichen und ihre langfristige Sichtbarkeit sicherzustellen.

Die zentrale Forschungsfrage, die diesem Projekt zugrunde liegt, lautet: „In welchem Maße haben Frauen in der Geschichte des Bauingenieurwesens eine Rolle gespielt, und welchen innovativen Beitrag haben sie geleistet?“

Natalia Bienkowski stellt den anderen IFiF-Projekten Ergebnisse und Erfahrungen vor. © kompetenzz

Methoden und Vorgehensweisen

Die Identifikation innovativer Frauen im Bauingenieurwesen erfolgte durch die Analyse von Fachveröffentlichungen, Dissertationen, Patenten, Ämtern und Auszeichnungen, die im Zeitraum von 1928 bis zur Gegenwart veröffentlicht oder verliehen wurden.

Die Ergebnisse wurden auf der Projektwebsite bauingenieurinnen.de sowie über Social Media sichtbar gemacht. Zusätzlich wird eine Modell-Gruppe etabliert, die über das Projektende hinaus kontinuierlich daran arbeitet, weitere Frauen aus dem Bauingenieurwesen sichtbar zu machen. Diese Gruppe dient gleichzeitig als Netzwerk, das Expertinnen, Studentinnen und Studieninteressierte miteinander verbindet.

Prof. Katharina Kleinschrot bei der Abschlussveranstaltung des Projekts. © André Terpe | Vision2028

Ergebnisse

Das Forschungsprojekt untersuchte Dissertationen, Habilitationen und Publikationen im Bauingenieurwesen von 1928 bis 2020. Etwa 600 Dissertationen und Habilitationen wurden gefunden, beginnend mit Else Hartmanns Dissertation von 1957. Die Analyse ergab, dass Frauen im Bauingenieurwesen immer aktiver wurden, mit erkennbaren Auszeichnungen in jüngster Zeit. Die Promotionszahlen an TU9-Universitäten zeigen einen Durchschnitt von 33 % Frauen, wobei die TU Berlin mit 59 % deutlich darüber liegt. Die Suche nach Daten zu Habilitationen von Frauen war besonders schwierig.

Es wurden etwa 206.000 Patente identifiziert, wovon nur 2.860 von Frauen stammten (1,39 %). Aufgrund fehlender Geschlechterfilter gestaltete sich die Suche schwierig und machte eine manuelle Prüfung anhand der Vornamen notwendig. Eine Analyse von 41 näher betrachteten Patenten zeigte einen stetigen Anstieg der Patentanmeldungen von Frauen, von einem geringen Anteil in den 1940er Jahren auf etwa 3,2 % in den 2010er Jahren. Die Identifizierung der tatsächlichen Erfinderinnen war aufgrund fehlender biografischer Informationen und unterschiedlicher Begriffe wie "Erfinder" und "Inhaber" herausfordernd.

Das Projekt untersuchte auch Frauen in leitenden Positionen im Bauwesen von 1928 bis 2020, von Universitäten bis zur Politik. Die Fokussierung auf TU9-Universitäten ergab etwa 200 Lehrstühle in bauverwandten Studiengängen, von denen 20 von Frauen geleitet wurden. Es wurden Pionierinnen wie Natalie Robens sowie erste Professorinnen an TU9-Universitäten dokumentiert. Außerhalb der Universitäten, z. B. bei Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Verbänden, waren nur wenige Frauen in Führungsrollen zu finden. In der Politik gab es elf Bauingenieurinnen und eine signifikante Frauenpräsenz im Bundesamt für Bauwesen. Statistische Auswertungen waren aufgrund unvollständiger Daten schwierig.

Die Recherche zu Auszeichnungen und Ehrendoktortiteln im Bauwesen gestaltete sich aufgrund verschiedener Informationsquellen herausfordernd. TU9-Universitäten hatten Dokumentationen der verliehenen Ehrendoktortitel, jedoch waren Frauen historisch unterrepräsentiert. Nationale Auszeichnungen hatten unterschiedliche Informationsqualitäten und einige Daten waren schwer zugänglich. Es wurden regionale Auszeichnungen für herausragende Arbeiten verliehen, aber keine zentrale Datenbank erfasste diese. Dennoch wurden einige bemerkenswerte Auszeichnungen identifiziert, wie die TULLA-Medaille für herausragende Diplomingenieure, die 1980 an Dipl.-Ing. Ingrid Benz verliehen wurde.

Die Abschlussveranstaltung des Projekts bildete den Auftakt zum Netzwerk bauingenieurinnen. © André Terpe / Vision2028

Beeindruckende Aspekte im Projektablauf und offene Forschungsfragen

Beeindruckend im Projektverlauf war insbesondere, dass auch Frauen in den 30er Jahren bereits Erfinderinnen waren. Beispielsweise Paula Sperle: sie konnte noch nicht gleichrangig mit ihren männlichen Altersgenossen studiert haben – trotzdem hat sie als Erfinderin Innovatives geleistet. In einem anderen Sinne beeindruckend sind die Ergebnisse, dass nur 1,39 % der Patente und Patentanmeldungen von Frauen stammen. Als offene Forschungsfrage bleibt, mehr über die biografischen Hintergründe der innovativen Frauen herauszufinden, um insbesondere den historischen Beitrag von Frauen deutlicher und sichtbarer zu machen.

Weiterer Verlauf und Informationen über das Projekt und seine Ergebnisse

Die im Rahmen des Projektes initiierte Netzwerkgruppe Bauingenieurinnen bleibt auch nach Projektabschluss aktiv durch eigene Veranstaltungen oder externe Vorträge und Podien. Die identifizierten Forschungslücken sollen so schrittweise bearbeitet und das Thema weiter sichtbar gemacht werden.

Interessierte können sich über das Projekt Vision2028 und seine Ergebnisse auf der regelmäßig aktualisierten Website bauingenieurinnen.de sowie den zugehörigen Social-Media-Kanälen Instagram und LinkedIn informieren. Zudem wurden und werden Artikel publiziert (z. B. https://doi.org/10.17185/duepublico/79128) und zu verschiedenen Anlässen Vorträge über das Projekt gehalten.

Vision2028 | Natalia Bienkowski