Seit gut zweieinhalb Jahren erforscht das Projekt "SiGi – Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen" an der Frankfurt University Of Applied Sciences, welche Mechanismen und Strukturen die Sichtbarkeit von innovativen Gründerinnen beeinflussen. Dabei wurden zum einen Gründungsteams von Start-ups – sowohl rein männliche, rein weibliche als auch gemischte Gründungsteams – auf ihre Aktivität/ Passivität in Bezug auf öffentliche Sichtbarkeit analysiert. Zum anderen wurden Expert*innengespräche geführt, um die Selektionsmechanismen von Medienschaffenden und Risikokapitalgeber*innen zu verstehen. Die daraus gewonnenen Ergebnisse wurden auf der Fachtagung "Sichtbarkeit innovativer Gründerinnen und Gründer" zusammengeführt und mit Teilnehmenden aus Wirtschaft, Wissenschaft und Praxis diskutiert. Zahlreiche wissenschaftliche Fachvorträge und drei Paneldiskussionen beleuchteten die Situation aus vielen Blickwinkeln.  

Dr. Florian Täube, Head of Entrepreneurship Department beim RKW Kompetenzzentrum, gab einführend einen Überblick darüber, woher Gründerinnen häufig die Finanzierung für die Umsetzung ihrer Gründungsideen erhalten: nämlich häufig von Familienmitgliedern oder Freund*innen. Obwohl die Rendite bei Investitionen in Gründungen von Frauen häufig sicherer ist, fließen laut Female Founders Monitor häufig über 90 % der Mittel von Risikokapitalgeber*innen an männliche Gründer bzw. männliche Gründerteams.  

An allen Panels nahmen verschiedene Gründerinnen, Vertreter*innen des Gründungsökosystems, Medienvertreter*innen sowie (potentielle) Investor*innen teil und stellten beeindruckende Gründungsgeschichten vor. Teilweise führten unerwartete Erfolge und Erkenntnisse, gefolgt von mehr oder weniger spontanen Schritten, bei den Gründerinnen zu zunehmendem Erfolg. Andere der Gründerinnen planten ihre Gründungen strategisch langfristig durch. Umstritten war die Frage, ob das Frausein im Gründungsprozess eher ein Hindernis sei.  

Medienvertreterinnen merkten an, dass in der noch bestehenden Minderheitenposition von Gründerinnen in der Szene teilweise ein Alleinstellungsmerkmal liege, das auch (medial) ausgenutzt werden sollte. Manche Frauen dürften sich und ihre Unternehmen auch gern selbstbewusster (re-)präsentieren. Ansonsten stehe für Medienschaffende eher der Neuheitswert des Produkts bzw. des Unternehmens im Fokus sowie Aspekte, die das Unternehmen besonders machen.  

Dass potentielle Investor*innen gerade bei Frauen sehr kritisch auf den Businessplan schauen und den Erfolg der Geschäftsidee fundamental hinterfragen, ist aktuell eine Realität, auch wenn viele Akteur*innen daran arbeiten, gerechtere, geschlechtsunabhängige Strukturen und Ausgangsbedingungen für alle Gründer*innen zu schaffen. Gleichwohl kann und sollte frau sich durch gute Vorbereitung für diese Situation wappnen, denn ein guter Pitch ist der Schlüssel zum Erfolg. 

"To succeed in business, you don’t have to be the best. You have to be seen as the best."

Wenn ein*e Investor*in nur Ideen attraktiv findet, die mit bahnbrechender Technik zu tun haben, wird er oder sie eben keine Ideen finanzieren, die auf soziale Innovation und Entwicklung fokussieren. Das Thema Nachhaltigkeit liege zwar im Trend, aber auch hier müssen Aussichten auf Gewinn bestehen.  

Spannend war die Antwort von einigen Gründerinnen auf eine Frage aus dem Publikum, was Hochschulen ihrerseits tun können, um den Weg für Gründerinnen zu ebnen:  

  • Mehr Simulationen schon während des Studiums
  • Mehr Praxiseinblicke
  • Mehr Vermittlung von Vertriebskompetenz, da die beste Idee nicht wirtschaftlich nutzbar ist, wenn sie nicht gut vermarktet wird.

Insgesamt bot die Tagung einen spannenden Einblick in die Theorie und Praxis des Gründungsökosystems, in dem es offensichtlich noch viel zu erforschen gibt.

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