Frauenanteil Nobelpreis

Wie hoch ist der Frauenanteil unter Nobelpreisträger*innen?

Der Nobelpreis zählt international zu den renommiertesten Preisen und gilt in den jeweiligen Kategorien als höchste Auszeichnung. Seit 1901 werden in Stockholm und Oslo alljährlich (mit wenigen Ausnahmen) herausragende Leistungen in den Disziplinen Physik, Chemie, Physiologie bzw. Medizin, Literatur und Frieden mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Sein Stifter und Namensgeber ist Alfred Nobel, ein schwedischer Erfinder, Chemiker, Autor, Geschäftsmann und Industrieller, der vor allem für seine Erfindung des Dynamits bekannt wurde. In seinem Testament verfügte er die Gründung einer Stiftung, deren Zinserträge jedes Jahr zu gleichen Teilen in Preise in den noch heute bestehenden Kategorien fließen sollten. Geehrt werden sollten nach seinem Willen Menschen, die im betreffenden Jahr mit ihren Leistungen in besonderer Weise zum Wohle der Menschheit beigetragen haben, unabhängig von ihrer Nationalität.1,2 Neben den von Alfred Nobel gestifteten Preisen wird häufig auch der 1968 von der Schwedischen Nationalbank gestiftete Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften als Nobelpreis mit aufgeführt.3

Für die Vergabe der Nobelpreise hat Alfred Nobel in seinem Testament verschiedene Institutionen bestimmt. Die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften vergibt die Preise in Physik und Chemie (und den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften), die Nobelversammlung des schwedischen Karolinska-Instituts den Preis in Physiologie oder Medizin, der Preis für Literatur wird von der Schwedischen Akademie verliehen. Der Friedensnobelpreis wird durch das Norwegische Nobelkomitee vergeben, das vom norwegischen Parlament gewählt wird.2,4 Die Nobelkomitees der Vergabeinstitutionen laden jährlich ausgewählte Personen dazu ein, Kandidat*innen zu nominieren. Dazu gehören Mitglieder von Akademien, Mitglieder von nationalen Parlamenten (im Falle des Friedensnobelpreises), Universitätsprofessor*innen, Wissenschaftler*innen, frühere Nobelpreisträger*innen und die aktuellen und ehemaligen Mitglieder der entsprechenden Preiskomitees. Die Nominierungen können 50 Jahre nach der jeweiligen Preisverleihung eingesehen werden.4

Nobelpreisträgerinnen im Zeitverlauf

Von Beginn an sind die Nobelpreise primär an Männer verliehen worden: Unter den insgesamt 970 Preisträger*innen (darunter fünf mehrfach ausgezeichnete), die zwischen 1901 und 2023 den Nobelpreis erhielten, sind lediglich 65 Frauen (6,7 Prozent). Marie Curie ist bis heute die einzige Frau, die zweimal mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. 1903 war sie mit ihrem Nobelpreis für Physik die erste weibliche Preisträgerin überhaupt, 1911 erhielt sie ihren zweiten Nobelpreis in der Kategorie Chemie.5

Die Anzahl der insgesamt ausgezeichneten Preisträger*innen (darunter auch Preisträger*innen, die sich einen Preis teilen) variiert im Zeitverlauf und hat insbesondere seit der Einführung des Alfred-Nobel-Gedächtnispreises für Wirtschaftswissenschaften im Jahr 1969 zugenommen. Während in den Jahren von 1901 bis 1910 insgesamt 60 Preisträger*innen ausgezeichnet wurden, sind es im Zeitraum von 2011-2020 mit insgesamt 117 Preisträger*innen fast doppelt so viele. Die Unterschiede in der Gesamtzahl der Preisträger*innen sind zum einen dadurch zu erklären, dass es in den einzelnen Jahrzehnten unterschiedlich viele Preisträger*innen gibt, die sich jeweils einen Preis teilen. Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass insgesamt 49 Nobelpreise nicht verliehen wurden, vor allem rund um den ersten und zweiten Weltkrieg.6

In den Jahrzehnten vor 2010 liegt der Frauenanteil unter den Preisträger*innen konstant unter 10 Prozent. Die Fünf-Prozent-Marke wurde lediglich im ersten Jahrzehnt (1901 – 1910) nach Beginn der Preisvergabe und in den Zeiträumen von 1931 bis 1940 (6,0 Prozent) sowie 1941 bis 1950 (6,3 Prozent) erreicht bzw. leicht überschritten. Zwischen 1951 und 1960 wurde kein einziger Preis an eine Frau verliehen. Erst um die Jahrtausendwende zeigt sich eine leichte Steigerung der Frauenanteile an den Preisträger*innen. Von 6,8 Prozent in den Jahren 1991 und 2000 steigt der Frauenanteil im Jahrzehnt danach auf 9,4 Prozent (2001-2010), im Zeitraum von 2011 bis 2020 gingen schließlich erstmals mehr als zehn Prozent der Nobelpreise in einem Jahrzehnt an Frauen (14,5 Prozent). Für den darauffolgenden Zeitraum (2021-2023) liegt der Frauenanteil mit 19,4 Prozent vorerst über diesem Wert.

Preisträger*innen des Nobelpreises nach Geschlecht und Kategorie

Nobelpreisträgerinnen nach Kategorie

Unter allen Kategorien ist der Frauenanteil in der Physik mit 2,2 Prozent am niedrigsten. Unter den naturwissenschaftlichen Kategorien Chemie, Physik und Physiologie bzw. Medizin ist der Frauenanteil insgesamt sehr niedrig: In der Chemie liegt der Frauenanteil bei 4,1 Prozent, in der Physiologie bzw. Medizin bei 5,7 Prozent.  

Etwas höher fallen die Frauenanteile in den Kategorien Literatur mit 14,2 Prozent und Frieden mit 17,1 Prozent aus. Der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften wird erst seit 1969 verliehen. Hier gingen insgesamt nur drei der 93 vergebenen Preise an Frauen (3,2 Prozent). 

Erklärungsansätze für die Unterrepräsentation von Frauen unter Preisträger*innen (Gender Award Gap) finden sie hier.

Literatur

Nobel Prize Outreach AB 2023:

1 Alfred Nobel. NobelPrize.org. Online: www.nobelprize.org/alfred-nobel (Abgerufen am 12.04.2023)

2 Alfred Nobel’s will. NobelPrize.org. Online: www.nobelprize.org/alfred-nobel/alfred-nobels-will (Abgerufen am 12.04.2023)

3 The Sveriges Riksbank Prize in Economic Sciences in memory of Alfred Nobel. NobelPrize.org. Online: www.nobelprize.org/prizes/economic-sciences/ (Abgerufen am 12.04.2023)

4 Nomination and selection of nobel prize laureates. NobelPrize.org. Online: www.nobelprize.org/nomination/ (Abgerufen am 12.04.2023)

5 Nobel Prize Awarded Women. NobelPrize.org.Online: www.nobelprize.org/prizes/lists/nobel-prize-awarded-women/ (Abgerufen am 12.04.2023)

6 Nobel Prize facts. NobelPrize.org. Online: www.nobelprize.org/prizes/facts/nobel-prize-facts (Abgerufen am 12.04.2023)

Hinweise zu den Daten

Anleitung zum Download der Grafik und Daten:
Die Grafiken und die zu Grunde liegenden Daten können jeweils durch einen Linksklick auf die drei Striche rechts oben am Rand der Grafik heruntergeladen werden. Bei Weiterverwendung der Grafiken oder Daten bitten wir um Angabe der Quellen.

Datenquelle:
Nobel Prize Outreach (2023): Query. Nobelprize.org. Online: https://data.nobelprize.org/sparql

Einschränkungen / Brüche in den Daten:
In folgenden Jahren wurden in den jeweiligen Kategorien keine Nobelpreise vergeben:

Physik: 1916, 1931, 1934, 1940, 1941, 1942
Chemie: 1916, 1917, 1919, 1924, 1933, 1940, 1941, 1942
Physiologie oder Medizin: 1915, 1916, 1917, 1918, 1921, 1925, 1940, 1941, 1942
Literatur: 1914, 1918, 1935, 1940, 1941, 1942, 1943
Frieden: 1914, 1915, 1916, 1918, 1923, 1924, 1928, 1932, 1939, 1940, 1941, 1942, 1943, 1948, 1955, 1956, 1966, 1967, 1972