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38 % Frauenanteil bei Gründungen von Einzelunternehmen

In Deutschland gibt es viele erfolgreiche Gründerinnen, aber auch deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gründungsweise und Branchenwahl. meta-IFiF zeigt aktuelle Daten und Fakten.

38 % Frauenanteil bei Gründungen von Einzelunternehmen

Frauen tragen wesentlich zum Gründungsgeschehen in Deutschland bei. Trotzdem gibt es in vielen Bereichen weiterhin deutliche Geschlechterunterschiede und Gründerinnen sind in der öffentlichen Wahrnehmung noch zu wenig sichtbar. Um das Innovationspotenzial aller Gesellschaftsmitglieder nutzen zu können und die besten Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu finden, müssen strukturelle Barrieren überwunden werden, die eine gleichberechtigte Teilhabe am Gründungsgeschehen bisher verhindern. meta-IFiF stellt aktuelle Daten und Fakten zur Beteiligung von Frauen und Männern am Gründungsgeschehen in Deutschland zusammen und zeigt, wo es noch Handlungsbedarf gibt.

Gewerbliche Neugründungen
Im Jahr 2024 meldeten 215.318 Frauen in Deutschland ein Unternehmen im gewerblichen Bereich an. Damit war etwa ein Drittel der Gründer*innen (Gewerbetreibende) weiblich (32,8 Prozent). Der Frauenanteil bei gewerblichen Neugründungen hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr (2023: 32,4 Prozent) nur leicht erhöht. Bei Betrachtung der Neugründungen in den letzten rund 20 Jahre wird deutlich, dass sich die Geschlechterverhältnisse insgesamt kaum verändert haben.

Gründungen von Frauen und Männern konzentrieren sich außerdem auf unterschiedliche Branchen innerhalb der Wirtschaft. In den Wirtschaftszweigen „Öffentliche und persönliche Dienstleistungen“ (68,0 Prozent Frauenanteil), „Gesundheits- und Sozialwesen“ (67,8 Prozent) und „Erziehung und Unterricht“ (54,9 Prozent) gründeten 2024 jeweils mehr Frauen als Männer. Die niedrigsten Frauenanteile waren bei Neugründungen im „Baugewerbe“ (Frauenanteil 6,7 Prozent) und in den Wirtschaftszweigen „Verkehr und Lagerei“ (12,8 Prozent) sowie „Energieversorgung“ (14,2 Prozent) zu verzeichnen. Die mit Abstand meisten Neugründungen entfielen 2024 auf den Bereich „Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen” und hier insbesondere auf die Bereiche Groß- und Einzelhandel, wo Frauen 36,2 Prozent der Gewerbetreibenden ausmachten.

Hier finden Sie Daten und Fakten zu gewerblichen Neugründungen im Zeitverlauf und nach Wirtschaftszweig

Frauen gründen nicht nur tendenziell in anderen Wirtschaftsbereichen als Männer, sie gründen auch häufiger allein. Unter den Frauen, die im Jahr 2024 eine gewerbliche Neugründung vornahmen, gründeten 85,6 Prozent ein Einzelunternehmen (Unternehmen, die von einer einzelnen natürlichen Person gegründet werden), bei den Männern waren es 67,4 Prozent. Der Frauenanteil bei Neugründungen von Einzelunternehmen liegt im Jahr 2024 bei 38,3 Prozent und damit um 5 Prozentpunkte höher als der Frauenanteil bei allen gewerblichen Neugründungen.

Zudem spielen Gründungen im Nebenerwerb für Frauen eine größere Rolle als für Männer. 68,5 Prozent der Einzelunternehmerinnen meldeten 2024 ihr Gewerbe als Nebenerwerb an, bei den Männern waren es 57,8 Prozent. Dabei haben Nebenerwerbsbetriebe im Zeitverlauf insgesamt deutlich an Bedeutung gewonnen. 2024 wurden 297.899 Nebenerwerbsgründungen registriert – so viele wie nie zuvor. Der Frauenanteil lag hier bei 42,4 Prozent und damit noch über dem Frauenanteil bei Gründungen von Einzelunternehmen insgesamt (38,3 Prozent).

Hier finden Sie Daten und Fakten zu gewerblichen Neugründungen von Einzelunternehmen

Datenquelle für die dargestellten Zahlen ist die Gewerbeanzeigenstatistik des Statistischen Bundesamtes, die über sämtliche bei den Gewerbeämtern vorgenommenen Gewerbeanmeldungen und -abmeldungen informiert.

Freie Berufe
Auffällig ist, dass in den Freien Berufen – anders als bei den gewerblichen Gründungen – mehr als die Hälfte der Gründungen durch Frauen erfolgt, im Jahr 2024 waren es 54,9 Prozent der Neugründungen. Dies könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass eine freiberufliche Tätigkeit gute Möglichkeiten zur flexiblen Vereinbarung von Familie und Beruf bietet, was für Frauen häufig ein entscheidenderer Faktor ist als für Männer. In den letzten Jahren hat die Zahl der freiberuflichen Gründungen insgesamt zugenommen. Eine freiberufliche Tätigkeit ist nach § 18 EstG eine „selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit“. Dazu gehören bestimmte Berufsgruppen wie z.B. Ärzt*innen, Physiotherapeut*innen, Anwält*innen, Notar*innen, Architekt*innen, Ingenieur*innen, Autor*innen und Lektor*innen. Frauen sind im Jahr 2024 insbesondere unter Psychotherapeut*innen (75,5 Prozent Frauenanteil), Tierärzt*innen, Publizist*innen, Bildenden und Darstellenden Künstler*innen sowie unter Apotheker*innen (Frauenanteil jeweils zwischen rund 50 und 60 Prozent) stark vertreten.

Hier finden Sie Daten und Fakten zu Existenzgründungen in den Freien Berufen

Datengrundlage der Darstellung bilden Auswertungen der Finanzverwaltungen der Bundesländer (Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn).

Startups
Als Startups gelten Unternehmensgründungen, die sich durch einen hohen Innovationsgrad und ein skalierbares Geschäftsmodell auszeichnen – sie sind also auf signifikantes Wachstum ausgelegt. Da die Abgrenzung zu anderen Gründungsformen jedoch nicht eindeutig ist, fehlt bislang eine umfassende Datenbasis zu Startup-Gründungen insgesamt und zur Beteiligung von Frauen im Startup-Ökosystem. Einen wichtigen Einblick bietet der Startup-Monitor, den der Bundesverband Deutsche Startups seit 2013 jährlich veröffentlicht. Für die aktuelle Ausgabe wurden Personen (überwiegend Gründer*innen) aus 1.828 Startups befragt. Auf dieser Grundlage wurde für das Jahr 2024 ein Gründerinnenanteil von 18,8 Prozent ermittelt. Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Frauenanteil damit erstmals wieder rückläufig – 2023 lag er noch bei 20,7 Prozent. Als mögliche Gründe für die Unterrepräsentanz von Frauen im Startup-Ökosystem gelten unter anderem geschlechtsspezifische Hürden beim Zugang zu Finanzierungen, persistente Geschlechterstereotype sowie eine im Durchschnitt geringere Risikoaffinität bei Frauen.

Hier gelangen Sie zum Startup-Monitor 2024 

Im Themenbereich Frauen und Gründungen finden Sie vertiefende Informationen, Interviews, Publikationen sowie Maßnahmen zur Stärkung der Repräsentation und Sichtbarkeit von Gründerinnen .


Quellen und Daten:

Statistisches Bundesamt: Gewerbeanzeigenstatistik
Institut für Mittelstandsforschung Bonn: Statistiken zu Gründungen und Unternehmensschließungen
Bundesverband Deutsche Startups e.V.: Deutscher Startup-Monitor
Bundesverband Deutsche Startups e.V.: Female Founders Monitor