Transfer- und Verstetigungsworkshop 2022: Kennenlernen & Austausch

Im Rahmen der Kick-off-Veranstaltung am 24. und 25. Oktober 2022 wurde der erste von insgesamt vier Transfer- und Verstetigungs-Workshops durchgeführt. Insgesamt 32 Projektverantwortliche von 17 Projekten nahmen teil.

Um Projektergebnisse erfolgreich und nachhaltig verstetigen und transferieren zu können, ist es wichtig, beides von Beginn an mitzudenken und notwendige Kompetenzen aufzubauen. Die meta-IFiF-Workshops bieten allen Projekten der Förderrichtlinie dazu Gelegenheit.

Im Rahmen der Förderrichtlinie „Innovative Frauen im Fokus“ werden mit den geförderten Projekten insgesamt vier Workshops zum Thema Verstetigung und Transfer durchgeführt. Deren Gesamtziel ist es, über innovative Formate eine gelingende Vernetzung sicherzustellen sowie mit den teilnehmenden Projektvertreter*innen zukünftige Transferwege und Verstetigungsstrukturen zu erarbeiten.

Das Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation (CeRRI) konzipiert und realisiert in enger Abstimmung mit dem Metavorhaben die vier Transfer- und Verstetigungs-Workshops zu folgenden Zeitpunkten und mit folgenden thematischen Schwerpunkten:

  • Herbst 2022 – Schwerpunkt: gegenseitiges Kennenlernen und Austausch über geplante Transfer- und Verstetigungsmaßnahmen der Projekte
  • Herbst 2023 – Schwerpunkt: Transfer in Politik und Gesellschaft
  • Herbst 2024 – Schwerpunkt: Transfer in die Wirtschaft
  • Herbst 2025 – Schwerpunkt: Transfer in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik

Kennenlernen und Austausch

Die Teilnehmer*innen sitzen um einen Gruppentisch und diskutieren.

Der Fokus des ersten Workshops lag auf dem gegenseitigen Kennenlernen der Projekte und dem Austausch der Projektverantwortlichen über unterschiedliche Transfer- und Verstetigungsziele. Zudem wurden zentrale Begriffe – Innovation, Sichtbarkeit und Exzellenz – diskutiert.

Ziel des Workshops war es, einen Gesamtüberblick über die bereits geplanten Transfer- und Verstetigungsstrukturen der Projekte zu bekommen und gemeinsam „blinde Flecken“ zu identifizieren, die im Rahmen der Folgeveranstaltungen adressiert werden können. Dazu arbeiteten die Projektverantwortlichen an insgesamt drei Arbeitsstationen bzw. Tischen: (1) Zielsetzung, (2) Verstetigung und (3) Definitionen.

Im Folgenden werden die Ergebnisse pro Arbeitsstation dargestellt.

Vorgehen & Ergebnisse des Tisches „Zielsetzung“

Die Arbeitsstation zum Schwerpunkt „Zielsetzung“Download: orientiert sich am IOOI-Modell (Input, Output, Outcome und Impact). Dieses beschreibt Wirkung in mehreren Schritten:

  • Input umfasst alle Ressourcen, die eingebracht werden, um bestimmte Leistungen zu erbringen oder definierte Ziele zu erreichen. Dabei handelt es sich beispielsweise um Personen, Räume, Zeit und Materialien.
  • Output umfasst alle Maßnahmen, Aktivitäten und Leistungen, die mit den Ressourcen der Input-Ebene realisiert werden. Mögliche Indikatoren umfassen beispielsweise produzierte Medien, realisierte Veranstaltungen, dokumentierte Aktivitäten, Workshops oder Beratungen.
  • Outcome bezeichnet unmittelbare Ergebnisse und Wirkungen für die relevanten Adressat*innen, die durch Output erzielt werden. Adressat*innen können je nach Zielstellung ein gemeinnütziges Anliegen, eine konkrete Zielgruppe oder das Unternehmen/die Institution selbst sein. Indikatoren umfassen zum Beispiel Teilnehmende an Veranstaltungen, Nutzende von Medien, Lerneffekte, Reaktionen, Resonanz von Multiplikator*innen oder geschaffene Arbeitsplätze.
  • Impact meint langfristige Veränderungen, die in der Gesellschaft erwirkt werden, wie auch unternehmens- bzw. institutsbezogene Veränderungen, die auf Wirkungen auf der Outcome-Ebene basieren. Impactziele können nur indirekt erreicht werden, da sie von Faktoren außerhalb des eigenen Einflussbereichs abhängen. Mögliche Indikatoren zur Messung von Impact können Einstellungs-, Verhaltens- oder Beziehungsänderungen oder Veränderungen in Sozialsystemen sein.

Unter Berücksichtigung dieser Definitionen beschrieben die Teilnehmenden die anvisierte Wirkung ihrer Projekte.

Die Ergebnisse zeigen die Vielfalt der teilnehmenden Projekte. So finden sich im Output beispielsweise sowohl wissenschaftsorientierte Ergebnisse wie Fachpublikationen, Tagungen und Konferenzen als auch öffentlichkeitswirksame Ergebnisse wie Artikel für ein breiteres Publikum, Blog-Artikel, Videos und Podcasts, eine Ausstellung und Social Media Beiträge. Darüber hinaus werden praxisorientierte Formate wie Policy Paper, Handlungsleitfäden, Methodenkoffer, Mentoring-Programme genannt. Über diese Output-Formate werden entsprechend unterschiedliche Outcomes und Impacts avisiert: Von veränderten Prozessen und Formaten an Hochschulen, die die Sichtbarkeit von Frauen und die Selbstverständlichkeit von weiblicher Expertise erhöhen über die erhöhte Sichtbarkeit von Role Models, das Aufbrechen von alten Klischees und Strukturen, die Veränderung von Rollenbildern, eine erhöhte Anerkennung für die Leistungen innovativer Frauen, die Sensibilisierung von Medienschaffenden für innovative Frauen und gendergerechte Preisvergaben bis zur Erhöhung des Frauenanteils in unterschiedlichen Bereichen, beispielsweise in MINT-Fächern, in Führungspositionen und Professuren sowie in (Start-up-)Gründungen. Alle genannten Maßnahmen gemeinsam tragen auf unterschiedliche Weise zu einer erhöhten Sichtbarkeit innovativer Frauen und einem Wertewandel in Institutionen und der Gesellschaft bei.

Vorgehen & Ergebnisse des Tisches „Verstetigung“

Die Arbeit am Tisch unterteilte sich in drei Phasen:

  • In Phase 1 hielten die Teilnehmenden fest, mit welchen 2-4 Formaten ihre Ergebnisse verstetigt werden.
  • In Phase 2 stellten sie sich zunächst ihre Verstetigungsformate vor und platzierten sie in der „Helix“-Grafik. Hier sind die großen Bereiche des Innovationssystems aufgeführt: Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Anschließend markierten sie im Zeitstrahl, wann Ergebnisse verstetigt werden sollen.
  • In Phase 3 betrachtete die Gruppe gemeinsam die Helix und den Zeitstrahl und reflektierte, wo Stärken liegen und wo weitere Bereiche adressiert werden könnten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die meisten Projekte auf etablierte Transferformate, wie Publikationen in Fachjournalen, Organisation von Konferenzen, Konferenzbeiträge und digitale Formate wie Social Media Content, eigene Websites oder Podcasts fokussieren. Viele Projekte entwickeln dazu Tools wie eine Gender Citation-APP oder einen Webkonfigurator für Sichtbarkeit. Die Verstetigung über die Projektlaufzeit hinaus ist teilweise noch nicht gesichert, beispielsweise wenn es um den Weiterbetrieb von Websites geht.  

An die Politik richten sich vor allem Handlungsempfehlungen und Policy Papers. Dabei wird das BMBF zwar als wichtiger, aber nicht einziger Adressat betrachtet. Kreative Formate sind erforderlich, um die Mandatsträger*innen und Politiker*innen mit Projektergebnissen zu versorgen, wie beispielsweise ein Parlamentarischer Abend zur Förderrichtlinie.
Zur Verstetigung im Bereich Wissenschaft werden viele Angebote für Hochschulen geplant: Workshops für verschiedene Zielgruppen, aber auch strukturelle Verstetigung über die Einbindung von Hochschulleitungen oder die Etablierung von Unterstützungsstrukturen. Zur Verstetigung in der Wirtschaft werden vor allem Medien und Investoren*innen adressiert, Spielraum ist noch bei den Angeboten für Unternehmen. Zur Verstetigung in der Gesellschaft wird oft der indirekte Weg über Medien gewählt, um eine stärkere Sensibilisierung zu erreichen oder Themen zu setzen. Ein weiteres spannendes Format sind Edit-a-Thons für die Bearbeitung von Online-Beiträgen. Nur in Einzelfällen werden zivilgesellschaftliche Akteur*innen wie Schulen mit speziellen Angeboten adressiert. Auch könnten weitere gesellschaftliche Gruppen wie Gewerkschaften, Kirchen oder Vereine adressiert werden.

Die Arbeitsgrundlage können Sie hier herunterladen.Download:

Vorgehen & Ergebnisse des Tisches „Definitionen“

Diese Arbeitsstation bestand aus drei PosternDownload:, die jeweils zentral um einen der Begriffe „Innovation“ / „Exzellenz“ / „Sichtbarkeit“ aufgebaut waren. In den Ringen darum wurde entlang der Leitfragen von innen nach außen gearbeitet: Im ersten Schritt wurden Bedeutungsdimensionen von „Innovation“ / „Exzellenz“ / „Sichtbarkeit“ erarbeitet. Im zweiten Schritt wurde der Bezug zum eigenen Projekt erarbeitet. Im dritten Schritt sollten die Teilnehmenden reflektieren, was sie von den anderen Projekten mitnehmen.

Die Ergebnisse zeigen sowohl unterschiedliche Bedeutungsdimensionen der drei Begriffe als auch offene Fragen, die in den Arbeitsgruppen diskutiert wurden. Im Bereich Sichtbarkeit waren die zentralen Ergebnisse, das Selbstmarketing von Frauen zu fördern, hemmende Strukturen aufzubrechen, die zur Unsichtbarkeit von Frauen führen und die Konsequenzen von Sichtbarkeit mitzudenken, da mit Sichtbarkeit vielschichtige und teilweise negative Dynamiken einhergehen. Darüber hinaus wurden folgende Bedeutungen für die Projekte als zentral hervorgehoben:

  • Sichtbarkeit muss in ihrer Vielschichtigkeit verstanden werden
  • Sichtbarkeit muss strategisch gesteigert werden
  • Resonanz auf Sichtbarkeit ist zu berücksichtigen (s. Fame/Hate)
  • Innovative Frauen müssen dort mit ihren Leistungen platziert werden und auffindbar sein, wo nach Kompetenz gesucht wird

Im Bereich Exzellenz wurde hervorgehoben, dass der Begriff sehr vielschichtig ist. Darüber hinaus wurden folgende Bedeutungen für die Projekte als zentral genannt:

  • Beurteilung von Exzellenz braucht die Einschätzung der Fachwelt
  • Kriterien für Exzellenz müssen definiert werden, als Basis für die Messung von Exzellenz
  • Sichtbarkeit ist nicht nur bei Exzellenz möglich, aber Anerkennung von Exzellenz fängt mit Sichtbarkeit an

Im Bereich Innovation wurde betont, dass Innovationen in verschiedenen Bereichen stattfinden können, z.B. in Technik, Wissenschaft, Medizin, Bildung, Wirtschaft oder Kunst. Darüber hinaus können Innovationen in verschiedenen Größenordnungen stattfinden, von kleinen Verbesserungen an bestehenden Produkten oder in bestimmten Lebensbereichen bis hin zu großen Veränderungen. Eine Innovation muss nicht unbedingt etwas völlig Neues sein, sondern kann auch darin bestehen, dass bereits vorhandene Technologien oder Konzepte kombiniert werden.

Offene Fragen im Bereich der Sichtbarkeit waren, wie weit der eigene Handlungsspielraum in Bezug auf die eigene Sichtbarkeit geht und welche Form der Sichtbarkeit wie bewertet wird. Ist z.B. die Sichtbarkeit auf Tagungen und durch Publikationen mehr wert als die Sichtbarkeit durch Lehrtätigkeit? Im Bereich Exzellenz wurde diskutiert, was Kriterien für Exzellenz sind, wie Exzellenz messbar ist, ob Exzellenz eine Inszenierung ist, wer die Deutungshoheit über Exzellenz hat und ob es eine „Ethics of Excellence“ gibt oder geben sollte. Im Bereich der Innovation waren offene Fragen, ob Innovation als analytischer Begriff nutzbar ist, ob „innovativ“ per se gut ist, wer die Deutungshoheit hat, ob Innovation eine Inszenierung ist und welche Rolle Innovation für die Sichtbarkeit spielt.

Die Anregungen und Ergebnisse aus diesem ersten Workshop werden in den folgenden Workshops wieder aufgegriffen. Dann soll im Bereich Verstetigung an konkreten Maßnahmen für die vier genannten Zielgruppen gearbeitet werden.